: Die Marsch vor der Haustür
Mal ausspannen – männerfrei: Das Frauenferienhaus Kvindegaard in Wrixum auf Föhr bietet Inselfreuden nur für Urlauberinnen ■ Von Susanne Hericks
Allein unter Frauen? „Schön war das, endlich mal entspannt Urlaub zu machen“, schwärmt Gudrun Kortas. Und Eva Proppe ergänzt: „Es ist einfach angenehmer, die Ferien an einem Ort zu verbringen, wo sich nicht immer Männer über Gebühr breitmachen können.“
Ob Hotels, Pensionen oder Apartments: Die Chancen auf männerfreie Ferien stehen in Norddeutschland nicht schlecht (siehe Kasten); Gudrun Kortas und Eva Proppe haben Urlaub in einem Frauenferienhaus auf Föhr gemacht. Dort, in Wrixum, vermieten Susanne Campbell und Karin Köhler seit zehn Jahren Unterkünfte nur an Frauen. Und weil Föhr bis 1864 dänisch war, heißt das Haus Kvindegaard – Frauenhof.
„Häßlich, aber ausbaufähig“, erinnern sich Campbell und Köhler an das Gebäude, das sie 1987 auf Föhr kauften. Geräumiger sollte es werden, ein neues Dach mußte her und ein schöner Garten. In rasanten drei Monaten gelang es ihnen mit Hilfe Hamburger Freundinnen, aus dem schlichten Gebäude mit Stall ein ansehnliches Wohnhaus zu machen: Kvindegaard hat in drei Wohnungen, die zwischen 45 und 70 Quadratmeter groß sind, und zwei etwa 25-Quadratmeter-Apartments Platz für 13 Gäste.
Die Zimmer sind mit Holzmöbeln und Korbsesseln eingerichtet, in den Regalen stehen massenhaft Frauenkrimis, Spiele gibt es und – unverzichtbar – einen Fernseher. Immer dienstags und donnerstags können sich die Urlauberinnen von Susanne Campbell bekochen lassen; die Lebensmittel dafür kauft sie überwiegend auf biologisch arbeitenden Höfen und im Inselnaturkostladen. Treffpunkt zum abendlichen Essen ist das Hauscafé, wo sich die Bewohnerinnen des Ferienhauses auch sonst begegnen können.
Direkt vor der Haustür beginnt die Marsch – ideal zum Joggen und Radeln. Unterwegs trifft frau nur auf Pferde, Kühe, Schafe und – Stille. Und weil die beiden Hausbesitzerinnen fürchteten, zugebaut zu werden, kauften sie im vergangenen Jahr ein benachbartes Grundstück hinzu. Jetzt können sich die Besucherinnen im fast tausend Quadratmeter großen Garten verlaufen – komplett mit einem knappen Dutzend Obstbäumen, mit Mirabellen- und Stachelbeersträuchern. Bewegungsfreudige Frauen genießen vom Baum oder Strauch in den Mund, für seßhafte stellen die Wirtinnen einen großen Korb mit geerntetem Obst in den Garten.
Genug für den Lebensunterhalt der beiden Frauen wirft der Frauenferienhof noch nicht ab. Karin Köhler arbeitet deshalb halbtags als Sozialarbeiterin in einem Betreuungsverein, Susanne Campbell betreibt mit ihrer Schwester in Föhrs Hauptort Wyk einen kleinen Laden, wo's Nudeln, Spirituosen und Geschenke zu kaufen gibt.
Tätigkeiten, die sich die Erzieherin und die Sozialpädagogin geduldig ersessen haben, denn zunächst reagierten die InsulanerInnen reserviert auf die zugezogenen Hamburgerinnen. Die fanden erst Arbeit auf Föhr, nachdem sie ihren ersten Inselwinter durchgestanden hatten. „Den Winter auszuhalten“, sagt Köhler, „gilt auf der Insel als Zeichen für die Ernsthaftigkeit der Absicht, hier zu leben.“ Und seit einem Jahr werden die beiden sogar zu den Wrixumer Frauentreffen eingeladen. Tel.:
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