Drei Kinder verbrennen bei Anschlag in Nordirland

■ Extremisten zünden in Ballymoney das Haus einer katholisch-protestantischen Familie an. Die sieben- bis zehnjährigen katholischen Jungen sterben in den Flammen

Portadown (taz) – Bei einem Brandanschlag protestantischer Extremisten sind gestern früh im nordirischen Ballymoney drei katholische Kinder getötet worden. Richard, Mark und Jason Quinn waren zwischen acht und zehn Jahre alt. Ein vierter Bruder hatte bei der Großmutter in derselben Sozialbausiedlung übernachtet. Die Mutter, ihr protestantischer Lebensgefährte und ein Freund der Familie mußten mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Der Mord war der traurige Höhepunkt einer Woche der Gewalt, die durch das Verbot einer Parade des protestantischen Oranier-Ordens in Portadown vor acht Tagen ausgelöst worden war. Mehrere hundert Oranier stehen seitdem vor der Barrikade und verlangen, über die katholische Garvaghy Road marschieren zu dürfen. Ein erneuter Antrag auf Genehmigung der Parade wurde gestern von der zuständigen Regierungskommission abgelehnt. In Dunloy, einem überwiegend katholischen Ort, hatten Polizei und Armee die Gegend abgesperrt, um eine verbotene Parade zu verhindern. Insgesamt finden 550 Paraden – manche gestern, die meisten heute – zur Erinnerung an den Sieg Wilhelms von Oranien über den katholischen Jakob II. im Jahr 1690 statt.

Der Mord an den drei Kindern hat Entsetzen in Irland und Großbritannien ausgelöst. Premierminister Tony Blair sprach von einer „barbarischen Tat“, die aber nicht die Oberhand über den Wunsch der Mehrheit nach Frieden gewinnen dürfe. Der protestantische Erzbischof Robin Eames warnte, Nordirland stehe „am Rand einer Katastrophe, wenn wir nicht umkehren“. Nordirlands Premierminister David Trimble, der selbst dem Oranier- Orden angehört, sagte: „Ich hoffe, die Führung des Ordens erkennt ihre Verantwortung in dieser Situation an.“

Der Oranier-Orden wies dagegen jede Schuld weit von sich. „Die Regierung hatte die Gelegenheit, die Situation zu entschärfen“, sagte der Pressesprecher der Oranier-Loge von Portadown. Es nütze den Opfern nichts, wenn der Polizeichef Ronnie Flanagan „nun mit erhobenem Zeigefinger verkündet, er habe das kommen sehen“. In Drumcree habe der Oranier-Orden die Situation unter Kontrolle, behauptete er. Dabei war es in der Nacht zum Sonntag wieder zu schweren Krawallen gekommen. Die Demonstranten schleuderten über hundert Molotowcocktails, jemand feuerte mehrere Schüsse auf die Sicherheitskräfte ab. Ralf Sotscheck

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