: „Die Ausländer in unserer Branche sind integriert“
■ In Deutschland gibt es zuviel, nicht zuwenig Restriktionen für ausländische Arbeitnehmer, beklagt Christian Ehlers, Geschäftsführer des „Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes“
Dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband gehören 90.000 Hoteliers und Gastwirte an.
taz: Sie haben sich am Wochenende in die aktuelle Debatte um Verschärfungen der Ausländerpolitik eingemischt. Sie haben gesagt, die von der CSU angestoßene Diskussion habe Sie „erschreckt“. Warum?
Christian Ehlers: Uns erschreckt vor allem die Wirkung solcher Diskussionen nach außen. Als Verband agieren wir im Interesse unserer Unternehmen – wir machen keine Partei-, sondern Branchenpolitik. Die momentane Diskussion und die Schärfe, mit der sie geführt wird, schadet aber besonders unserem Bild im Ausland. Daher appelieren wir für eine Mäßigung dieser Debatte.
Gegenstand der Diskussion sind vor allem die Integration der Ausländer, die in Deutschland leben, und Restriktionen der Zuwanderung. Welche Konsequenzen hätten stärkere Zuzugsbegrenzungen für Ihre Branche?
Zunächst einmal: Die Ausländer, die in unserer Branche – als Unternehmer oder als Arbeitnehmer – arbeiten, sind integriert. Was den Zuzug betrifft: Innerhalb der EU haben wir ja totale Niederlassungsfreiheit. Außerhalb der EU kämpfen wir zumindest um die Ausländer, die im Rahmen des Saisonarbeiterstatuts zeitweise nach Deutschland kommen. Die Politik neigt leider zu immer mehr Restriktionen, um ausländische Arbeitnehmer nicht mehr hereinzulassen. Wir brauchen die Ausländer aber als Arbeitnehmer, als Gäste und – für die Vielfalt unseres Angebots – als Unternehmer.
Kritiker der Zuwanderung verweisen oft auf die fünf Millionen Arbeitslose in Deutschland. Warum sind Sie auf ausländische Arbeitnehmer angewiesen?
Das ist ja gerade das Kernproblem: Die Arbeitnehmer in Deutschland sind trotz hoher Arbeitslosigkeit einfach nicht bereit, in bestimmten Gebieten unserer Branche Arbeiten zu übernehmen. Aus diesem Grund sind vor allem unsere Saisonbetriebe in Bayern und an der deutschen Nordseeküste auf ausländische Arbeitnehmer angewiesen. Da befinden wir uns zum Beispiel im Einklang mit den Spargelbauern.
Forderungen nach einer Verschärfung der Ausländerpolitik kommen vor allem von der CSU. Viele der Gastwirte in Bayern stehen der CSU durchaus nahe. Haben Sie nicht die Sorge, daß Sie mit Ihrer Kritik die eigenen Mitglieder verprellen?
Wir sind ein sehr großer Verband, und sicherlich gibt es hier und da einige, die anderer Meinung sind. Aber gerade unsere bayerischen Mitglieder haben im Interesse ihrer Saisonbetriebe immer wieder eine liberale Handhabung des Saisonarbeiterstatuts angemahnt. Wenn man hier für eine liberale Handhabung ist, kann man auf der anderen Seite nicht für so große Restriktionen sein, wie sie momentan diskutiert werden. Da erhoffe ich mir schon einen klaren Kurs. Interview: Volker Probst
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