: Bischof unterstützt muslimische Referendarin
■ Der Streit um das Kopftuch der fünfundzwanzigjährigen Referendarin Fereshta Ludin köchelt weiter. Bundesbildungsminister Rüttgers und Philologen befürworten Entscheidung
Berlin (taz/AFP/AP) – Im Streit um die Übernahme der 25jährigen muslimischen Referendarin Fereshta Ludin in den Schuldienst von Baden-Württemberg haben sich die Seiten erstaunlich gemischt: Offenbar hatte sich der Landesbischof der evangelischen Kirche in Baden, Ulrich Fischer, für die Muslimin stark gemacht, die darauf besteht, mit Koptuch unterrichten zu dürfen. In einem gestern veröffentlichten Brief vom 8. Juli an einen CDU-Landtagsabgeordneten hieß es, die Religionsfreiheit dürfe nur zum Schutze überragend wichtiger Gemeinschaftsgüter beschränkt werden. Mit der Entscheidung gegen Ludins Übernahme könnten jene Kräfte gestärkt werden, „die das religiöse Element ganz aus der Schule drängen wollen“, hatte der Bischof geschrieben.
Auch der Interkulturelle Rat in Deutschland kritisierte das Kopftuchverbot. Die Entscheidung der baden-württembergischen Kultusministerin Annette Schavan sei verständlich. Es sei aber falsch, in dem Kopftuch generell ein Symbol kultureller Ausgrenzung zu sehen. Viele Frauen trügen das Koptuch als Ausdruck der Integration in eine multireligiöse Gesllschaft.
Bundesbildungsminister Jürgen Rüttgers verteidigte dagegen die Entscheidung seiner Kollegin: „Das Kopftuch ist in Teilen des Islam weithin Ausdruck eines religiösen Anspruchs, der mit dem Toleranzgebot unseres Grundgesetzes nicht vereinbar ist“, sagte er.
Ebenso begrüßte der Deutsche Philologenverband den Entschluß. Das Verhalten der Lehrerin laufe den Bemühungen, „daß die Mädchen nicht mit Kopftuch in den Unterricht kommen müssen“, zuwider. Schüler der Hohberg- Schule im schwäbischen Plüderhausen, wo Ludin als Referendarin tätig war, reagierten unterschiedlich. Manche erklärten, ihnen sei es egal, ob die Frau ein Kopftuch trage. Eine Schülersprecherin sagte dagegen, ein Christ komme auch nicht mit dem Kreuz in die Schule. Der Direktor erklärte: „Ich verliere meine Kollegin ungern.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen