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Alle paar Tage ein Umzug

Interrast: Wer nicht umzieht, dem wird der Strom abgestellt. Erst eine Anwältin kann den Bezirk Mitte zum Einlenken bewegen  ■ Von Elke Spanner

Es stinkt. Der beißende Geruch von fauligem Obst, angesäuerter Milch und vergammelten Essensresten durchzieht den Flur. In einem Zimmer sitzen drei Männer beisammen. Sie harren im „Block F“ des Hotels Interrast aus – obwohl ihnen vor zwei Tagen der Strom abgestellt wurde, obwohl die Kühlschränke längst in Wasserpfützen stehen und die Lebensmittel sich in Müll verwandelt haben. Als gestern nachmittag schließlich das Licht wieder angeht und die Kühlschränke anfangen zu summen, sagt Kochai S. bitter: „Das machen sie doch jetzt nur, weil wir zur Anwältin gegangen sind.“

Tatsächlich schaltete der Hausmeister der Flüchtlingsunterkunft auf der Reeperbahn den Strom gestern erst wieder an, nachdem dessen Bewohner sich an Rechtsanwältin Sigrid Töpfer gewandt hatten. Die beschwerte sich umgehend beim zuständigen Bezirksamt Mitte und bei Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD): „Meine Mandanten betrachten das Vorgehen als unerträgliche Schikane.“ Insgesamt sieben Männer hatten sich geweigert, innerhalb des Interrast oder in andere Unterkünfte umzuziehen. Die Konsequenz: Der Hausmeister machte ihren Hoteltrakt unbewohnbar.

„Warum muß ich alle paar Tage umziehen?“ fragt sich Kochai S. „Hier, in diesem Zimmer, bin ich erst seit zwei Wochen.“ Seit eineinhalb Jahren lebt er im Interrast, dies sollte sein fünfter Umzug werden. Diesmal in ein Zimmer, das er für unzumutbar hält. „Da wimmelt es von Kakerlaken und Ratten. 18 Leute haben zusammen nur eine Toilette.“

Ein Freund sollte in ein ganz anderes Gebäude im Bezirk Mitte umziehen. Er wollte jedoch bei seinem Bruder bleiben, der vor drei Wochen am Herzen operiert wurde und nun seine Hilfe braucht. Dem Vertreter des Bezirksamtes, Herrn Schuh, sei das egal gewesen. Er habe gemeint: „Wenn es Ihnen nicht paßt, können Sie ja auf der Straße schlafen.“

Gestern nachmittag waren dann ganz andere Töne zu vernehmen. Kurz nachdem der Strom wieder angestellt war, besuchten eben jener Herr Schuh und der Quartiermeister des Bezirksamtes, Ulf Robatteux, die Flüchtlinge – diesmal mit Angeboten, die diese gerne annehmen. Abrahim A. etwa bekommt ein Einzelzimmer mit eigener Dusche, Kochai S. ebenso.

Da das Interrast nicht mehr ausgelastet ist und der Flüchtlingsrat die menschenunwürdigen Zustände angeprangert hatte, werden dort nun einige Blocks geschlossen. „Das ständige Umziehen ist natürlich nicht witzig“, erkennt Robatteux. Daß der Strom abgestellt wurde, sei jedoch keine Schikane, sondern im Zuge von Bauarbeiten erforderlich gewesen. Und Probleme, sagt er, Probleme gebe es schließlich überall: „Oder haben Sie schon einmal eine behindertengerechte Unterkunft für kriegsversehrte Bosnier gesehen?“

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