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Kinderporno-Ring in Holland aufgeflogen

■ Polizei beschlagnahmt Tausende von Disketten und Fotos, auf denen Vergewaltigungen von Kleinkindern zu sehen sind. Bürgerinitiative lieferte wichtige Hinweise

Berlin/Den Haag (dpa/taz) – In den Niederlanden ist erstmals ein Kinderporno-Ring aufgeflogen, der Kleinkinder im Alter von einem bis zwei Jahren mißbrauchte. In einer Hochhauswohnung in dem Badeort Zandvoort fand die Polizei Tausende von Bildern und Disketten, auf denen unter anderem auch Vergewaltigungen von sehr kleinen Kindern zu sehen sind. Berichte, wonach es um das „größte Kinderporno-Netz der Welt“ geht, konnte die dortige Polizei nicht bestätigen. Das niederländische Fernsehmagazin „Nova“ hatte Mittwoch abend einige der über Internet verbreiteten Fotos gezeigt.

Die Machenschaften kamen durch einen der aus Zandvoort stammenden Täter ans Licht. Der Mann wollte offenbar aussteigen und hatte der belgischen Bürgerinitiative gegen Kindesmißbrauch, „Morkhoven“, einige der Pornofotos und Disketten ausgehändigt. Kurz darauf wurde dieser Mann in Italien erschossen. Einer seiner mutmaßlichen Komplizen ist als Tatverdächtiger festgenommen worden. Nach den übrigen Bandenmitgliedern fahndet die niederländische Polizei.

Woher die mißbrauchten Kinder stammen, wollte die Polizei noch nicht sagen. Die Bürgerinitiative „Morkhoven“ glaubt, daß die Zandvoorter Wohnung zu einem internationalen Netz von Pornoherstellern und -konsumenten gehört, das bis in die USA, nach Rußland und Israel reicht.

Niederländische Psychologen, die die Fotos gesehen hatten, bezeichneten sie als „äußerst schockierend und überaus gewalttätig“. Das Material sei das schlimmste, was sie bisher hätten prüfen müssen. „Diese Kinder werden so beschädigt, daß nichts mehr von ihnen übrigbleibt“, sagte der Psychologieprofessor Wim Wolters. Marcel Vervloesem von der belgischen Bürgerinitiative sagte: „Es war einfach entsetzlich. Es geht um die Vergewaltigung sehr junger Kinder.“

Nach einem Bericht der Berliner Morgenpost spielt Berlin eine Hauptrolle in dem Kinderporno-Netz. Die Berliner Staatsanwaltschaft teilte jedoch mit, sie habe dafür noch keine Hinweise. Das Material müsse nun erst einmal von der niederländischen Polizei ausgewertet werden. Schon seit Monaten kursieren in Berlin Gerüchte um den seit 1993 in der Stadt vermißten Manuel S. Der damals zwölf Jahre alte Junge soll das Opfer eines internationalen Kinderporno-Rings geworden sein.

Bundesjugendministerin Claudia Nolte (CDU) forderte eine harte Bestrafung der Täter. „Das Internet ist kein rechtsfreier Raum“, sagte sie. Deshalb habe die Bundesregierung unter anderem die Vorschriften des Gesetzes über die Verbreitung jugendgefährdender Schriften und das Strafgesetzbuch verschärft. Die Polizei warnte vor der Suche nach verbotenen Bildern im Internet. „Wer das auch nur aus Neugier tut, macht sich strafbar“, sagte Jürgen Schmittgall vom Münchner Polizeipräsidium. BD

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