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Punks, Sprayer, Hausbesetzer

■ Keine Pädagogenschonkost: Der Wahl-Hamburger Ingvar Ambjörnsen mit seinem neuen Jugendkrimi „Asphaltdichter“

Sieben Jugendkrimis hat Ingvar Ambjörnsen in den letzten Jahren verfaßt. Im Mittelpunkt stehen dabei immer ein gewisser Peter Pettersen und sein bester Kumpel namens der Prof. Der eine flink und für das Zwischenmenschliche zuständig, der andere leicht dicklich, aber mit Kombinationsgabe ausgestattet. So haben die beiden in den vergangenen Büchern einiges erlebt. Fiesen Drogendealern und tumben Neonazis wurde das Handwerk gelegt, Sekten und Tierhändler standen auf der Fahndungsliste.

Diesmal hat sich der in Hamburg lebende Norweger Ambjörnsen sein eigenes Genre als Background vorgenommen. Asphaltdichter – auch dieser Krimi von seiner Lebensgefährtin Gabriele Haefs ins Deutsche übersetzt – führt so in die Welt der Gedichte schreibenden Jungmänner, der talentsüchtigen Presse samt Bewunderer wie Neider. Und die Geschichte geht so: Der schwerverliebte Prof muß auf einer Party mit ansehen, wie sich seine Angebetete ausgerechnet dem Dichtertalent und Ex-Junkie Jarle an den Hals wirft. Entsprechend tobend läuft er durch die Nacht, kommt ganz zufällig an Jarles Bude vorbei, um sich am nächsten Morgen in einer gestohlenen Karre wiederzufinden. Dazwischen Filmriß. Nur ist des Nachts jemand beim Jungdichter eingebrochen und hat sich mitsamt dessen Werk auf Diskette davongemacht. Klar, daß der Prof unter Verdacht gerät.

Keine Sorge, Ambjörnsen bietet keine Pädagogenschonkost. Nichts von jener wohlmeinenden Jugendliteratur, die man dem Youngster verlegen unter die Tastatur schiebt. Ambjörnsens Helden erleichtern ihren Lesern vielmehr den Übergang von Karlsson vom Dach zu Bruce Willis. Denn es ist ein bunter, wilder Haufen, der da stets zusammenkommt. Menschenscheue Sprayer und partybegeisterte Hausbesetzer, hysterische Mädels, dazu leicht dösige finnische Punks.

Der Tonfall ist angemessen rotzig, doch nie anbiedernd. Was überhaupt die Kunst des Jugendautors Ambjörnsen ausmacht: daß er es versteht, mit leichter Hand aktuelle Jugendthemen aufzubereiten. Nie ist er grob in der Darstellung, nie wird er denunzierend. Und wenn am Ende die Handschellen klicken, dann nur, damit der Prof seine Liebste zurückerobern kann.

Ein besonderes Flair erhält dieser Jugendkrimi zudem dadurch, daß Ambjörnsen seine Helden und deren Widersacher im für uns fernen und provinziellen Oslo beläßt. Das nimmt den zu schildernden Gewalttätigkeiten die Spitze und sorgt dann doch für eine gewisse skandinavische Gemütlichkeit.

Frank Keil

Ingvar Ambjörnsen: „Asphaltdichter“, aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs, Verlag Sauerländer 1998, 186 Seiten, 28 Mark

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