: Eltern klagen wegen Lehrerausfall
■ Beschwerde gegen Fachaufsicht an Schule Stader Straße / Behörde: Kritik „überzogen“
Dicke Luft an der Grundschule Stader Straße. Dort haben die Eltern der I-Dötzchen in Klasse 1c jetzt eine „Fachaufsichtsbeschwerde“ an Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) gerichtet. Sie beklagen die Lernbedingungen für ihre Kinder. Die Klassenlehrerin der Schulanfänger habe seit Schuljahresbeginn die Hälfte der Unterrichtszeit wegen Krankheit nicht persönlich bestreiten können, heißt es. Dies sei kein Vorwurf an die Lehrerin, wohl aber an die Schulleitung. Diese will sich dazu gegenüber der taz jedoch nicht äußern.
„Die Kleinen brauchen eine feste Bezugsperson“, begründet Elternsprecherin Mechthild Böschen die Klagen. Ihr sei bekannt, daß die Lehrerin an einer längerfristigen Krankheit leide. „Das hätte man bei der Zuteilung der Klassenlehrer berücksichtigen müssen“. Auch befürchte sie für das nächste Schuljahr keine Verbesserung. Der ständige Wechsel verschiedener LehrerInnen aber mache die Kinder ganz nervös. „Erst war die Klassenlehrerin ein paar Monate da, dann kam monatelang eine Vertretung. Kaum hatten die Kinder sich an die Neue gewöhnt, da kam wieder die alte Klassenlehrerin“, sagt sie. Eine mehrwöchige Rückgewöhnung der Kinder an die eigentliche Klassenlehrerin sei zwar gelungen, aber neuerliche Fehlzeiten der Vertrauensperson machten ihrem Sohn und anderen Kindern zu schaffen.
Wenn jetzt Ausfälle sind, „dann kommt mein Kleiner ganz nervös nach Hause.“ Zwei, drei Tage brauche der Junge zur Umstellung. Neulich gabs sogar Tränen, berichten auch andere Eltern. Die Kleinen reagierten verzweifelt, als der Vertretungslehrer unerwartet verlangte, sie sollten das Sportzeug auspacken. „Manche hätten gerne geturnt“, sagt Vater Frank Hittmann. Doch habe niemand von dieser Vertretungsstunde gewußt. „Meine Tochter und viele Klassenkameraden haben keine Lust mehr auf Schule.“
Der Sprecher der Bildungsbehörde, Rainer Gausepohl, räumt ein, daß Kontinuität für die Kinder sicher wichtig sei. Die Vorwürfe der Eltern allerdings seien „überzogen“, zumal es immer eine Vertretung gegeben habe. Eine Prognose darüber, ob die Situation im nächsten Schuljahr besser wird, wagt er unterdessen nicht.
ede
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen