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Der Abschied von der Ausländerbehörde

Der Flüchtlingshilfe-Einrichtung Café Exil droht das Ende mangels Geld  ■ Von Elke Spanner

Das erheiterte Gelächter fehlt, das die Geräuschkulisse anderer Cafés durchzieht. Ernsthaft und leise, fast flüsternd, besprechen drei TürkInnen den vor ihnen liegenden Behördenbrief. Am Nebentisch sind drei Nigerianer ins Gespräch vertieft. Eine Cafémitarbeiterin liest ihnen aus einer Infobroschüre vor. Fragend blicken die drei auf. Die Worte sind für sie wichtig, doch verstehen können sie sie nicht. Langsam beginnt die Frau, Wort für Wort zu übersetzen.

Irmgard K. hat soeben neuen Kaffee aufgesetzt. Ob das „Café Exil“ stark frequentiert wird? „Oh ja“, ruft sie aus und setzt sich hin: „Aber jetzt haben wir kein Geld mehr. Wahrscheinlich machen wir dicht.“

Die BetreiberInnen des „Café Exil“ haben bereits Todesanzeigen für ihr Projekt geschaltet. Unter „großen Schmerzen der BetreiberInnen, Verlustbekundungen von MigrantInnen und dem offensichtlichen Beifall der Ausländerbehörde“, heißt es dort, „verstirbt das Café Exil an chronischem Geldmangel“. Drei Jahre lang konnte das ehrenamtliche Projekt in der Amsinckstraße, direkt gegenüber der Ausländerbehörde, überleben. Ihren Kaffee zahlen die Flüchtlinge, die hier ihre Wartezeit überbrücken oder sich mit anderen zum gemeinsamen „Rübergehen“ verabredet haben, mit einer Mark pro Tasse selber. Die Miete, die Betriebskosten und das Beratungshonorar für AnwältInnen wird über Spenden finanziert. Bisher. Denn die bleiben immer mehr aus. Für Ende August droht die Schließung.

Das „Café Exil“ wurde Anfang 1995 von MigrantInnen- und Flüchtlingsgruppen eröffnet, um AusländerInnen eine Zuflucht nahe der Ausländerbehörde zu bieten. Rund 30 Personen kommen täglich. Viele überbrücken schlicht Wartezeit. Andere verabreden sich im „Exil“, lassen sich an RechtsanwältInnen vermitteln oder halten nach einer Begleitung Ausschau, wenn sie nicht alleine den Gang mit oftmals ungewissem Ende zu ihrem Sachbearbeiter antreten wollen.

Eine Infowand ist mit Broschüren, Falt- und Flugblättern in mehreren Sprachen gefüllt. Acht antirassistische Gruppen organisieren die täglichen Schichten. Getragen wird das Café von der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN)“. Die Organisation hat nun einen Antrag auf Basisfinanzierung für das Café bei der Europäischen Kommission gestellt. Rund 2000 Mark im Monat müssen für die Miete aufgebracht werden, weitere rund 1000 Mark für Betriebskosten, DolmetscherInnen und RechtsanwältInnen.

Auch HamburgerInnen sollen zu regelmäßigen Spenden ermuntert werden. So wollen die BetreiberInnen beim „Spendenparlament“, dem Kollektiv „das taxi“ oder dem Stadtteilzentrum „Rote Flora“ um Unterstützung nachfragen.

Spenden auf das Konto der VVN-BdA, Stichwort „Info Cafe“, Haspa BLZ: 200 505 50, Konto 1211/126923

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