Schmecken, riechen, messen

■ In der Veterinärrenzstation im Hamburger Freihafen kontrollieren Tierärzte täglich 100 Fleisch-Container

Der Hamburger Freihafen ist wirtschaftspolitisches Ausland. Deshalb sind die Ein- und Ausgänge auch mit Grenzstationen des bundesdeutschen Zolls versehen. Doch mitten im maritimen Terrain am O'swaldkai gibt es noch eine weitgehend unbekannte Grenzstation: Den Veterinärgrenzdienst G8/83. In dem unscheinbaren grauen Häuschen werden Tiere und Fleischprodukte kontrolliert, die aus Übersee auf den deutschen Markt kommen sollen.

15 TierärztInnen und 37 Helfer arbeiten in der Veterinärgrenzstelle in drei Stufen: Dokumentenprüfung, „Nämlichkeitskontrolle“ – also die Prüfung, ob Papiere und Sendung übereinstimmen – sowie die physische Untersuchung von Tieren oder die Stichprobenkontrolle bei Fleischwaren. „Geschmacks- und Geruchssinne sind die besten Kontrolleure“, glaubt der Leitende Tierarzt Klaus Schulze.

Bei Thunfischdosen begnügen sich die Tierärzte mit der Prüfung der Label und der Betriebscodenummer. Nur bei konkreten Verdachtsmomenten schreiten sie ein. „Die Sendung geht zurück ins Ursprungsland oder in die Vernichtung“, sagt Tierärztin Ina Langer. „Einmal hatten wir eine Ladung, da befanden sich in der Mitte des Containers Kartons mit einem ganz anderen Label“, erinnert sich die Tierärztin. „Da haben wir tatsächlich den Container ganz ausgepackt.“

Täglich werden in der Grenzstation 80 bis 100 Container kontrolliert. 30 Prozent davon sind Metallboxen mit Därmen, die für die Fleischproduktion – insbesondere Würste – bestimmt sind. Sie werden in Fässern angeliefert. Aber auch Hühnerfleisch aus Thailand, das Tierarzt Joachim Urbanski unter die Lupe nimmt, gehört zu den Importprodukten, die die Grenzstation passieren. Im Labor werden die gefrorenen Proben unter der Säge zerteilt und die Temperatur gemessen. 15 Grad Minus sollte das vereiste Fleisch schon aufweisen. „Bei acht Grad minus“, erläutert Urbanski, „kann das Fleisch schon verdorben sein.“

Aber richtig verdorbenes Fleisch ist Urbanski nur selten unter die Nase gekommen. „Die Firmen haben ein Interesse daran, daß keine schlechten Waren hier ankommen.“ Probleme gebe es eher mit falsch deklariertem Fleisch. „Wenn eine Sendung als gekochtes Hühnerfleisch ausgegeben ist, es sich aber um frisches Hühnerfleisch handelt“, so Urbanski, „dann ist das eine Sache, die wir an den Zoll weitergeben.“ Denn dann sind höhere Einfuhrgebühren fällig.

Bei ihrem Vorgehen müssen die Veterinäre viele Rechtsvorschriften beachten, um später nicht verklagt zu werden. Langer: „Wir hatten mal einen Fall, wo ein Container im Hafen stand und das Fleisch schon stank.“ Dennoch wollte der Importeur, eine europäische Firma, die verdorbene Ware noch zu Fetten verarbeiten. „Wir haben das Fleisch vernichtet“, erinnert sich Langer, „das hat viel Ärger gegeben.“ Kai von Appen