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Parken auf EU-Kosten im Wattenmeer

■ Langeoog baut einen Busbahnhof im Nationalpark Wattenmeer

Der Gemeindedirektor freut sich, Naturschützer sind wütend. Nach langjährigen Planungen und verschiedenen Baubeginnen bekommt die Nordseeinsel Langeoog jetzt 250.000 Mark für den Bau eines Buswendeplatzes in der Ruhezone des Nationalparks Wattenmeer am Fähranleger auf dem Festland bei Bensersiel. Davon werden von der Europäischen Union (EU) im Rahmen des Tourismusförderungs-Programms 98.500 Mark übernommen.

„Eine eklatante Fehlinvestition“, schimpft Manfred Knacke, der Koordinator der Umweltverbände in der Strukturkonferenz Ost-Friesland. Außerdem sei das Geld auf diese Weise schlichtweg zum Fenster herausgeworfen.

Bensersiel, der Fährhafen nach der Nordseeinsel Langeoog, ist nur erreichbar mit dem Zug bis Norden oder Esens, dann geht es mit dem Rad oder per pedes weiter – oder aber mit Bussen, die die Touristen an den Schiffsanleger bringen. Zu Hauptverkehrszeiten versperren aber falsch parkende private PKW die Zufahrt zum Anleger. „Ein reibungsloser Transfer der Gäste ist nicht gewährleistet“, begründet deshalb die Gemeinde Langeoog jetzt den Bau des neuen Busparkplatzes.

Die pünktlichen Verbindungen zwischen Fähre und Zug könnten nicht mehr eingehalten werden, so steht es im Antrag Langeoogs für die EU-Gelder. Es hätte auch eine einfachere Lösung gegeben, argumentieren dagegen die Umweltverbände: „Wir haben vorgeschlagen, die Zufahrtstraße zur Fähre einfach für private PKW zu sperren, dann haben die Busse Platz“, sagt Manfred Knacke. Im Antrag für den Busplatz hingegen bedauert Gemeindedirektor Frerich Göken schlicht: „Dauerparker versperren Bussen immer ihre Parkplätze an der Fähre.“

Statt Knöllchen und einfacher Schranke wird jetzt also ein großer Parkplatz in der geschützten Ruhezone eines der wichtigsten deutschen Nationalparks gebaut. Alles legal! „Der Massentourismus soll einen Kick bekommen“ , vermutet Naturschützer Manfred Knacke. Tatsächlich hat eine unabhängige Sachverständigenkommission im Jahr 1980 für die damalige Bundesregierung ein Memorandum erstellt, in dem sie die Kapazitäten des Tourismus für die Insel Langeoog für ausgeschöpft hielt.

Eine weitere Belastung, so die Experten, könne von der Umwelt nicht mehr verkraftet werden. Damals besuchten 600.000 Gäste jährlich die Insel. Inzwischen geht die Besucherzahl auf 900.000. schuh

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