: Kaum Bremer Karrierefrauen
■ Nur fünf Prozent der Bremer Führungskräfte sind Frauen / Neues Studium bereitet auf die Chefetage vor
Die Frauen bei der Commerzbank am Schüsselkorb können sich freuen: Ihre Bank präsentiert sich bundesweit frauenfördernd und bietet neben „Come-Back“-Programmen für Mütter auch diverse Teilzeitmodelle an. Doch wenn es um konkrete Karriereförderung für Frauen geht, ist Schluß mit dem Engagement: Aufstiegsförderung spielt in Bremens Unternehmen, ob regional oder überregional tätig, kaum eine Rolle. Das fand die Arbeiterkammer bei einer Befragung von 700 Firmen heraus, dessen Ergebnisse im Herbst veröffentlicht werden sollen. Der Frauenanteil bei den Führungskräften in der Bremer Wirtschaft liegt danach unter fünf Prozent. Für Frauen, die gerade deshalb nach oben wollen, gibt es jetzt ein neues Förderangebot in Oldenburg.
Dort startet noch in diesem Jahr ein Kontaktstudium für Frauen in Führungs- und Leitungspositionen am „Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung“ der Universität Oldenburg. Innerhalb von einem Jahr sollen dort knapp 20 Frauen auf höhere Positionen vorbereitet werden – mit Rhetorikseminaren, Streßbewältigungsstrategien sowie Präsentationstrainings. Denn, so weiß eine der sechs Frauen aus dem Dozentinnenteam: Wer erstmal oben ist, hat auch Mühe, dort zu bleiben (vgl. Interview).
„Den Frauen fehlen einfach die Vorbilder“, sagt dazu die Diplom-Pädagogin Christiane Brokmann-Noren, die das Kontaktstudium angeschoben hat. Schon jetzt ist die Resonanz übergroß: Hunderte von Frauen von Lübeck bis nach Hamburg hätten sich bereits für das Angebot interessiert. Vor allem solche, die „sich von mittleren auf höhere Positionen bewerben wollen, aber sich noch nicht so trauen“, berichtet eine Mitarbeiterin. Deshalb ist auch geplant, ein weiteres Studium zu organisieren. Bislang ist das Kontaktstudium nur für Frauen vorgesehen, die bereits eine Stelle in Aussicht haben – oder bei denen ein Wechsel unmittelbar bevorsteht.
Das Weiterbildungsteam geht davon aus, daß sich der erste Studiengang vor allem aus Abteilungs-, Hauptabteilungs- und Bereichsleiterinnen zusammensetzen wird – weil bislang nur etwa zehn Prozent aller weiblichen Führungskräfte im Topmanagement zu finden sind. Trotzdem ist es um die konkrete Karriereförderung schlecht bestellt, bestätigt Hella Baumeister von der Arbeiterkammer. Nur 33 der befragten 700 Firmen hätten überhaupt Frauenförderpläne aufgestellt. Darin fänden sich aber hauptsächlich Weiterbildungsangebote, Unterstützung von Frauen mit Kindern oder aber Teilzeitangebote. Zudem sind die Pläne oftmals alles andere als verbindlich: So fußt nur ein Viertel auf Vorstandsbeschlüssen, der Rest geht auf Betriebsvereinbarungen zurück oder auf mündliche Absichtserklärungen der Personalchefs. kat
Bewerbungsschluß ist der 31. Juli. Das Studium beginnt im September und endet im Dezember 1999. Für die zehn Blockveranstaltungen werden 3.500 Mark verlangt. Infos bei Christiane Brokmann-Nooren, Tel.: 0441/798 44 20.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen