: CDU durch Wulfert in Bedrängnis
■ Widersprüche im Fall des Ex-CDU-Schatzmeisters Wulfert. Was wußten Bundes-CDU und Bundesinnenministerium von den Ermittlungen wegen eines angeblichen Mordauftrags?
Magdeburg (dpa) –Die Affäre um den früheren CDU-Schatzmeister Manfred Wulfert aus Sachsen- Anhalt, der einen Mord in Auftrag gegeben haben soll, zieht weitere Kreise. Das Bundesinnenministerium soll nach Informationen des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) bereits vor der Landtagswahl am 26. April über den vermeintlichen Mordauftrag informiert gewesen sein. Der CDU- Landesverband wußte bereits vor dem Wahltag von Ermittlungen gegen seinen Schatzmeister.
Fraktionschef Christoph Bergner sagte dem Sender, er sei über die Aufhebung der Immunität des damaligen Landtagsabgeordneten informiert worden. Bergner machte aber keine Angaben dazu, welche Einzelheiten der Ermittlungen er kannte.
Wulfert wird verdächtigt, einen Mordauftrag an die Russen-Mafia erteilt zu haben, um einen privaten Gläubiger zu töten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit April gegen ihn. Wulfert dementierte am Samstag erneut die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. MDR zufolge teilte der Berliner Bauunternehmer Hanno Matthes, ein Geschäftspartner Wulferts, am 25. April dem Bonner Innenministerium und der CDU-Bundesgeschäftsstelle die angeblichen Mordabsichten mit. Dem widersprach am Samstag jedoch Bergner, der auch CDU-Bundesvize ist. „Ein Schreiben vom 25. April mit dem angeblichen Mordauftrag ist mit Sicherheit weder in Bonn noch Magdeburg eingegangen.“
Im MDR räumte Bergner jedoch später ein, bereits vor der Landtagswahl von den Ermittlungen gegen Wulfert gewußt zu haben. Um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden, sei damals jedoch Stillschweigen vereinbart worden. Der dpa hatte Bergner gesagt, das Konrad-Adenauer Haus sei Anfang April von Matthes und dem angeblichen Mordopfer, dem Bremer Kaufmann Detlef Lucks, lediglich über private Schulden des Landessschatzmeisters unterrichtet worden. Im Bundesinnenministerium war am Wochenende eine Stellungnahme nicht zu erhalten. Nach Angaben der Magdeburger Volksstimme beschuldigte der Unternehmer Matthes den Christdemokraten Wulfert. Wulfert habe dem in Berlin lebenden Russen Andrei Sokolov einen Mordauftrag erteilt, sagte Matthes der Zeitung. Auf die Frage, ob der Politiker den Auftrag erteilt habe, sagte Matthes der Zeitung: „Eindeutig ja, kein Zweifel.“
In dem der dpa vorliegenden Schreiben an das Bundesinnenministerium berichtet Matthes davon, daß Wulfert auf CDU-Kosten für Sokolov die Komfortsuite des Esplanade-Hotels in Berlin anmietete. Der Russe, der in Berlin in Untersuchungshaft sitzen soll, habe jedoch niemals ernsthaft den Bremer Lucks töten wollen, heißt es in dem Brief weiter. Matthes war eigenen Angaben zufolge wegen der „Nichtmeldung einer Straftat“ vom 3. bis 24. April in der Berliner Justizvollzugsanstalt Moabit in Untersuchungshaft.
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