Für Hemelinger Tunnel in den Staub

■ Die Abrißarbeiten an der Tunneltrasse haben begonnen

„Jetzt geht's los“, sprach gestern vormittag um 11.30 Uhr Bremens Bau- und Verkehrssenator Bernt Schulte (CDU), setzte sich auf den bereitgestellten Bagger und und zertrümmerte mit viel Staub und Getöse die weißgetünchte Rotsteinfassade der einstigen Molan-Chemiefabrik an der Sebaldsbrücker Heerstraße. Damit war der erste, noch symbolgeladene Handstreich zum Bau des seit vielen Jahren geplanten Hemelinger Tunnels getan, der in fünf Jahren das Gewerbegebiet rund um das Mercedes-Benz-Werk in Sebaldsbrück mit dem Autobahnzubringer Hemelingen verbinden soll.

„Die Planung des Hemelinger Tunnels steht in den Koalitionsvereinbarungen“, sagte gestern anläßlich der Feierstunde der Bausenator gerichtet an die Adresse des anwesenden Christian Weber, Fraktionsvorsitzender der Bremer SPD: Vo-raussichtlich am 25. März 1999, also noch in dieser Legislaturperiode, werde der erste Spatenstich erfolgen, „niemand wird das Projekt mehr umstoßen können“. 350 Millionen sind dafür veranschlagt. Noch aber läuft das Planfeststellungsverfahren.

Und von den 42 Grundstückskäufen, die zwecks Freiräumung der rund 580 Meter Tunnelstrecke getätigt werden müssen, sind neun noch nicht unter Dach und Fach. Vier Betriebe sollen verlagert werden – unter anderem die Bremer Drahtseilerei und die Coffein Compagnie. Und in der schmalen Godehardstraße hinter der riesigen Industriebrache der einstigen Nordmende-Werke, wo zwischen Bürgerhaus und St-Godehard-Kirche der 13 Meter breite Tunnel im Tagebau gegraben wird, müssen Wohnhäuser verschwinden. Bis zum Jahr 2003 soll der rund 300 Millionen teure Tunneltrog wieder geschlossen sein – in den vier Folgejahren will die Gewoba die 23.000 Quadratmeter-Fläche mit Wohnungsbau sanieren.

Die offene Bauweise für den Tunnel war 1996 – „nach, ich glaube zwanzig anderen durchdiskutierten Alternativen“ (Bernt Schulte) – einem Schildvorstoß unter Tage aus Kostengründen vorgezogen worden; im Anschluß hatte es von Naturschützern und Anwohnern dagegen Proteste gegeben. Im August letzten Jahres hatte die Bremer Grünen-Fraktion mit dem alternativen Vorschlag eines Ausbaus der Brüggestraße zu einer reinen Autoschneise versucht, das Tunnel-Projekt noch zu verhindern. Heute, so Klaus Stadler aus dem Vorstand der Gewoba, streite man sich zwar noch über die Zahlen, „aber es gibt keine ausdrückliche Ablehnung mehr.“ ritz