: Alles neu mit „Stahlbau vom Feinsten“
■ Hamburger Hochbahn investiert 600 Millionen Mark in neue U-Bahnbrücken
Großbaustelle Hamburger U-Bahn: Dutzende von Brücken und Viadukten aus Stahl sollen in den nächsten zwölf Jahren neu gebaut werden; zum Teil über mehrere Monate werden die entsprechenden Strecken dafür außer Betrieb genommen. Auftakt für das Bauprogramm ist der Neubau der Brücke Kajen am Rödingsmarkt gegenüber der Speicherstadt. Eine gewaltige Bodenbrücke wird dort den Altbau ersetzen. Übermorgen wird der 41 Meter lange und 200 Tonnen schwere Überbau eingehoben.
Etwa 600 Millionen Mark will die Hamburger Hochbahn AG (HHA) bis zum Jahre 2010 in ihre maroden Brücken investieren. Die gehören vor allem zu der zwischen 1906 und 1912 erbauten Ringlinie – heute Teil der Linien U2 und U3 –, dem ältesten Abschnitt der nach Berliner Vorbild konzipierten Hamburger U-Bahn.
Am Hafen, in Eppendorf und in Barmbek fährt die U-Bahn auf großen Brückensystemen über den Stadtstraßen. Dank dieser Stahlviadukte konnte sie damals in vorhandene städtebauliche Strukturen eingepaßt werden und war so weder Häusern noch dem Straßenverkehr im Weg. Doch die alten Bauwerke haben Rost angesetzt. Und da ein Neubau der Stahlbrücken betriebswirtschaftlich gesehen genauso teuer ist wie eine Grundinstandsetzung, entschied sich die HHA für die Neubaustrategie. Damit schafft sie sich auch ein Risikopotential vom Hals. Denn niemand kann mit Sicherheit sagen, wie sich der in den alten Brücken verwendete Flußstahl auch nach einer Instandsetzung auf Dauer verhält.
Das Denkmalschutzamt mußte dem Neubauprogramm deshalb bisher weitgehend zustimmen. Verhindern konnte die Behörde aber unter anderem Brücken aus Stahlbeton. Statt dessen wurden die Neubauten von Architekten entworfen und „Stahlbau vom Feinsten“ verwendet, so ein Denkmalschützer. Dennoch werden die Neukonstruktionen das Stadtbild erheblich verändern. So ist bei den Stahlviadukten der Abstand zwischen den Stützen größer und die Konstruktion aus Vollwandträgern etwa doppelt so schwer wie die der filigranen alten Brücken.
Im kommenden März beginnt die Hochbahn mit den Fundamentarbeiten für den Neubau des 278 Meter langen Viaduktes am Rö-dingsmarkt – im Sommer 2000 wird die Strecke dort für mehrere Wochen gesperrt, um die 15 Brückenfelder in einem Arbeitsgang gegen neue auszutauschen.
Das Projekt ist Vorbild für eine Baustelle in Barmbek. Dort werden zwei Viadukte und zwei Einzelbrücken mit einer Länge von insgesamt 800 Metern neu gebaut sowie sämtliche Steinviadukte in Stand gesetzt. Dafür wird die Strecke 2001 für etwa fünf Monate gesperrt; geschätzte Baukosten: 125 Millionen Mark. Sven Bardua
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