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Die Ästhetik der neuen Technik

■ Das Museum der Arbeit lädt ein, „Mit der Hochbahn auf dem Ring“ die Geschichte der Hamburger Bahn zu erfahren

London, Paris, Berlin und Budapest hatten längst Untergrundbahnen, als die Stadt Hamburg 1906 anfing, ihre „Hochbahn“ zu bauen. Bis 1912 entstand der sogenannte „Ring“, der die Sternschanze, Eppendorf, Barmbek und Hohenfelde mit der Innenstadt und dem Hafen verband.

Mit dem modernen Massenverkehrsmittel sollte auch ein soziales Problem, die Wohnfrage, gelöst werden. Nach dem Abriß ganzer Stadtviertel für die Speicherstadt und der Zerstörung des Gängeviertels entstanden die neuen Wohnungen weit entfernt von den Arbeitsplätzen im Hafen. Eine schnelle und wendige Stadtbahn war nötig, um den massenhaften Verkehr der Großstadt zu bewältigen. Für die Hafenarbeiter war das Ticket aber unerschwinglich: 10 bis 15 Pfennig kostete die Fahrt in der 3. Klasse.

Mit der Hochbahn auf dem Ring heißt eine Rundfahrt des Museums der Arbeit auf Hamburgs ältester U-Bahnstrecke. Auf der Fahrt mit den Linien U2 und U3 werden verschiedene Stationen auf der 17,5 km langen Strecke angesteuert, die bis in die sechziger Jahre auch wirklich im Ringbetrieb befahren wurde. 23 Haltestellen befinden sich auf dem Weg, für den man 37 Minuten braucht, um ihn einmal zu umfahren. Die Haltestellen zeugen unterschiedlich von ihrer Geschichte; während man an der Mundsburg sogar noch die alten, hölzernen Stationswärterhäuschen am Bahnsteig vorfindet, verrät die Station Rathaus nur noch wenig von ihrer einst prachtvollen Ausstattung. An der Station Baumwall stiegen früher Tausende von Hafenarbeitern in die Barkassen um. Nüchtern und industriell sind die Eisenträger gestaltet. Ganz anders das Viadukt in der Isestraße: Hier erkennt man die vornehme Nachbarschaft an der sorgfältigen Ausarbeitung der Träger.

Mit der architektonischen Gestaltung der Stationsgebäude und der Strecke machte man sich nach der Jahrhundertwende viel Mühe. Versprachen sich die Bauherren doch von der günstigen Wirkung der Gestaltung, daß sie akzeptanzbildend sein könnte für eine neue, nicht unumstrittene Technik, dem „eisernen Ring um die Alster“.

Thomas Schulze

morgen, 14 Uhr, Treffpunkt U/S Barmbek, Ausgang Wiesendamm

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