: HBV: Senat ist „plan- und ziellos“
■ Heftige Kritik der Gewerkschaft an Wirtschafts- und Strukturpolitik / Nein zum Space Park: Der kostet 1.400 Jobs
Kein gutes Haar läßt die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) an der Wirtschafts- und Strukturpolitik des Bremer Senats. Als prägnantes Beispiel für die „Plan- und Ziellosigkeit“ haben die Gewerkschafter das Space Park-Konzept ausgemacht. Falls das geplante Einkaufszentrum auf dem ehemaligen Gelände der AG Weser-Werft tatsächlich kommt, würde das nach Ansicht der HBV 1.400 Normal-Arbeitsplätze im Handel anderer Stadtteile und besonders in der Innenstadt kosten. Die seien zu 80 Prozent von Frauen besetzt, die dann höchstens die Chance auf einen 620 Mark-Job hätten. Fazit: „Die Gewerkschaft HBV lehnt den Space-Park, ob mit oder ohne Einzelhandelsflächen, entschieden ab.“ Wenn der Space Park komme, könne man die Investitionen in die Innenstadt sofort stoppen.
Groß sei der Aufschrei, wenn der Auto-Ausrüster Trasco die Stadt verlasse, sagte der Betriebsratschef von Karstadt Bremen, Wolfgang Pokriefke. „Wenn im Einzelhandel Arbeitsplätze verloren gehen, darüber redet keiner“.
HBV-Geschäftsführer Klaus Busch ging hart mit dem Senat ins Gericht: Die Wirtschaftsbehörde kümmere sich „grob fahrlässig nicht um die bestehende Wirtschaftsstruktur“ und kupfere konzeptionslos ab, was woanders schon gemacht werde, wie etwa Call Center. Busch rügte, daß die Wahrnehmung der Behörde nur auf Industriebetriebe gerichtet sei. Dabei seien in Handel, Banken und Versicherungen in den letzten fünf Jahren in Bremen Arbeitsplätze in der Größenordnung des Bremer Vulkan verlorengegangen. Wenn Edeka sein Lager mit 320 Beschäftigten nach Oldenburg verlege, bleibe der Senat stumm.
In der Tat gibt es im Wirtschaftsressort keine Reaktionen auf den Stellenabbau in Handel und Finanzgewerbe. Dabei ist allein bei den Banken zwischen 1994 und 1997 nach HBV-Zahlen jeder fünfte Job weggefallen. Die Streich-Liste ist lang: Hypo-Bank, Kredietbankverein, Bremische Volksbank, BfG, Ibero-Platina-Bank haben demnach ebenso in Bremen Personal eingespart wie die Securitas-Versicherung oder die Colonia Nordstern. jof
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen