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Westen brummt dem Osten davon

■ Prognose der Ifo-Forscher: Wirtschaftswachstum entwickelt sich weiter auseinander. Keine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt

Dresden/München (AFP/taz) – Der Abstand zwischen Ost- und Westdeutschland wird auch nach Einschätzung des kanzlernahen Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo in diesem Jahr noch größer. Bei einer ohnehin schlechteren Ausgangsposition lege das Bruttoinlandsprodukt im Osten bis Jahresende nur um 2,1 Prozent zu, während es im Westen mit 2,8 Prozent sogar schneller als erwartet wachse, erklärte Ifo-Konjunkturexperte Joachim Gürtler am Mittwoch bei der Vorstellung der Konjunkturprognose für 1998 und 1999. Zwar zeige die Ostindustrie „vielversprechende Wachstumsraten“, aber in der Baubranche halte die Rezession an, und auch der Dienstleistungsbereich lasse zu wünschen übrig. Allerdings sehe er einen „soliden Aufwärtstrend“ und rechne für das kommende Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent – in beiden Teilen Deutschlands.

Bei der Beschäftigung konnte Gürtler ebenfalls für dieses Jahr noch keine Entwarnung geben. Die Zahl der offiziell Erwerbslosen wird nach Einschätzung des Ifo-Institutes bei durchschnittlich 4,3 Millionen verharren und bestenfalls 1999 wieder unter die Marke von vier Millionen sinken. Im Osten werden im Jahresdurchschnitt 1998 trotz der zusätzlichen Arbeitsbeschaffungs- und Strukturanpassungsmaßnahmen 1,385 Millionen Frauen und Männer in den Statistiken der Arbeitsämter auftauchen, 20.000 mehr als 1997. Damit widersprechen die Forscher der Einschätzung der Bundesregierung, wonach es in den neuen Ländern wie in Westdeutschland bereits eine Trendwende bei der Beschäftigung gibt. Sie forderten weitere Reformen auf dem Arbeitsmarkt und im Steuersystem.

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