: Vormarsch der Taliban
■ Radikale Islamisten kontrollieren Stadt in Nord-Afghanistan. Iran appelliert an UNO
Kabul/Teheran (AFP) – Die radikalislamische Taliban-Miliz übernahm nach unabhängigen Berichten gestern offenbar die Kontrolle über die Stadt Masar-e Scharif im Norden Afghanistans. Es gelang ihr, den gegen sie gerichteten Widerstand niederzukämpfen. Ein Sprecher der Anti-Taliban-Allianz räumte ein, daß mehrere Versuche, die Taliban aus Masar-e Scharif zu vertreiben, gescheitert seien. Eine neue Offensive zur Rückeroberung der früheren Bastion der Allianz sei jedoch in Vorbereitung.
Die Lage in der Stadt war nach mehreren kurzen, aber heftigen Zusammenstößen gestern ruhig. Taliban-Milizionäre waren an wichtigen Gebäuden und Kreuzungen der Stadt postiert. Einige Bewohner wagten sich bereits wieder aus ihren Häusern. Wie ein Sprecher der Taliban erklärte, gebe es mittlerweile in der Stadt keine Oppositionskräfte mehr.
Iran forderte unterdessen eine dringende Intervention der UNO zur Freilassung der iranischen Diplomaten, die laut Teheran von der Taliban-Miliz in Masar-e Scharif verschleppt worden waren.
Angesichts der vorrückenden Taliban-Miliz versetzte Tadschikistan seine Truppen an der Grenze zu Afghanistan in Alarmbereitschaft. Die Taliban seien bis auf 20 Kilometer an die Grenze des nördlichen Nachbarn vorgerückt, meldete die Nachrichtenagentur ITARTASS.
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