Debatte mit Rechten umstritten

■ Elternvertreter und Migranten halten die Teilnahme von "Republikanern" und DVU an Debatten in Schulen für problematisch. In Steglitz nahmen bisher nur im Bundestag vertretene Parteien teil

Die Teilnahme von „Republikanern“ und DVU-Politikern an Diskussionen in Schulen ist von Elternvertretern und dem Türkischen Bund gestern als problematisch bewertet worden. Wie die taz berichtete, sind Vertreter rechter Parteien von bislang sieben Schulen zu Diskussionen eingeladen worden.

Hans-Hermann Wilke, langjähriges Mitglied im Landeselternausschuß, hält die Beteiligung von nicht verfassungskonformen Parteien „im Grundsatz für sehr problematisch.“ Es sei zwar begrüßenswert, wenn sich die Schule für den Lebensalltag öffne, er sehe aber die Gefahr, daß rechtsorientierte Schüler durch Auftritte rechter Politiker in ihrer Haltung bestärkt werden könnten. „Wenn es Rechtstendenzen in der Schülerschaft gibt, muß man ungeheuer vorsichtig sein“, so Wilke.

Er bezweifelte, daß jeder Lehrer über das nötige didaktische Geschick verfüge, und mahnte eine intensive Vorbereitung an. Wilke warnte Lehrer davor, als „Einzelkämpfer“ eine solche Veranstaltung zu planen. „Es muß im Kollegium diskutiert werden, wo Gefahren liegen und wann man eingreifen muß“, sagte Wilke. „Ich hätte Bedenken, daß an so etwas zu schnell und zu naiv herangegangen wird.“ Es dürfe auch nicht einfach dem Wunsch der Schüler nachgegeben werden, die so eine Diskussion „geil und spannend“ fänden. Im Vorfeld müsse auch die Schulkonferenz einbezogen werden, in der Eltern, Schülern und Lehrer vertreten sind.

Der Steglitzer Schulstadtrat Thomas Härtel (SPD) zeigte sich gestern überrascht, daß eine Steglitzer Schule einen „Republikaner“ eingeladen habe. Bislang sei es in Steglitz üblich gewesen, nur die im Abgeordnetenhaus oder im Bundestag vertretenen Parteien zu Diskussionen in die Schulen einzuladen. Er sah aber auch keinen Anlaß, die Verwaltungsvorschrift zu ändern, die eine Einladung „aller zu Wahl zugelassenen Parteien“ erlaubt. „Die Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner ist für die Schüler ein wichtiges Erlebnis“, so Härtel. Es müsse aber darauf geachtet werden, daß sich bereits vorhandene Konflikte zwischen rechten und linken Schülern nicht verschärften. Außerdem müßten die Lehrer sich im Zuge der Vorbereitung genau informieren, welche Person die Partei zur Diskussion schicken werde.

Der Türkische Bund appellierte dagegen an Lehrer und Schulleiter, keine Vertreter von rechtsextremen Parteien einzuladen. Ihnen dürfe an Schulen kein Raum gegeben werden, sagte Geschäftsführer Kenan Kolat. Er sprach sich dafür aus, die entsprechende Verwaltungsvorschrift zu überprüfen. Dorothee Winden