: Bren bekämpft die Rechtsradikalen
■ Planspiel über Jugendgewalt und Kommunalpolitik in der „Zone“
Berlin (taz) – Die 18jährige Bren hat Glück und Pech zugleich: Einerseits darf sie das 23. Jahrhundert erkunden. Andererseits schlägt sie sich in einer finsteren Gegend durchs Leben – der von allen so genannten „Zone“. Die Rothaarige kämpft mit Courage: Sie rettet einen ausländischen Fabrikarbeiter vor einer Bande wildgewordener Jugendlicher. Der Bürgermeister verleiht ihr einen gutdotierten Preis für Zivilcourage. Das Geld steckt sie in eine Stiftung: in die Brentown Community Foundation.
Auch wenn die Anspielungen auf die SBZ, die sowjetisch besetzte Zone, allzu deutlich sind, Brentown gibt es nur virtuell – als Computersimulation. Wer mitspielt ist auf einmal Geschäftsführer einer Stiftung, die das Ziel hat, die grassierende Jugendgewalt in den Griff zu bekommen. Die aktuelle Kriminalitätsstatistik leuchtet dem Spieler am Joystick als Barometer für seinen Erfolg. Brens Rezept dazu ist so, wie in jeder real existierenden Kleinstadt: Wem es gelingt, demokratische Grundwerte in möglichst weite Teile der Bevölkerung zu tragen, der hält die Stadt am Leben und schafft eine friedliche Atmosphäre. Gelingt das nicht, wechseln die Häuser auf dem Bildschirm ihre Farbe von quietschigem Ockergelb in finsteres Grau. Später bröckeln die Fassaden. Im Ernstfall verwandeln sich ganze Wohnblocks in Slums. Und die Menschen beschweren sich natürlich. 2.000 AnwohnerInnen kann der Spieler hinter deren zugezogenen Rolladen zu Initiative, zum Leben erwecken.
„Brentown“ ist kein normales Computerspiel, wie die Zigtausenden, die im Schweif der multimedial erzeugten Superfrau Lara Croft bestenfalls gewaltverherrlichende und schlimmstenfalls eindeutig rechtsextreme Inhalte vermitteln. Die Regionale Arbeitsstelle für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule (RAA) in Berlin hat als Gegenkonzept nun Brentown entwickelt. Die Simulation soll spielend verdeutlichen, daß mittelfristige Strategien besser sind als Notprogramme.
„Brentown ist wie jede Kommune“, verweist RAA-Geschäftsführerin Annetta Kahane auf die Paralleln zu finanzschwachen Gemeinden jenseits der ehemaligen Zonengrenze, „man muß sich ständig bemühen, dem drohenden Verfall zu entgehen“. Vor allem im Osten Deutschlands soll das Spiel helfen, „so etwas wie eine Zivilgesellschaft“ aufzubauen, sagt Kahane: „Unsere einzige Chance, vor Ort die wenigen Menschen zu stärken, die Interesse an einer Zivilgesellschaft haben.“
Und so kann der Spieler lange üben, wie man eine Kommune am Leben erhält, was ihr nützt, was ihr schadet. Die 2.000 Anwohner sind jederzeit bereit, über ihren Gemütszustand Auskunft zu geben. Der Spieler kann sie alle einbeziehen – oder es bleiben lassen. Er kann die ganze Stadt mit Baseballfeldern zupflastern und dann zusehen, wie sich Mütter beschweren, daß Plätze in Kindergärten fehlen. Was er nicht kann, ist, eine heile Welt zu kreieren: Schadensbegrenzung heiß das Prinzip. Wer aufhört, fällt zurück. Theoretisch kann man Brentown den Rest seines Lebens spielen. Jeannette Goddar
Brentown kann bestellt werden bei: RAA Berlin, Tel: 030/2823079
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