: Jetzt sind deutsche Banken gefordert
■ Nach der Einigung mit den Schweizer Banken will der Jüdische Weltkongreß den Druck auf Banken anderer Länder verstärken
Zürich/Braunschweig (AP) Nachdem sich die Schweizer Großbanken mit Holocaust-Opfern geeinigt haben, will der Jüdische Weltkongreß (WJC) den Druck auf Deutschland und andere Länder verstärken. Dies sagte Israel Singer, WJC-Generalsekretär, gestern zur Züricher Sonntagszeitung. „Es geht auch um Frankreich und Deutschland – speziell um Deutschland – und Holland, Belgien, Polen, Ungarn, Norwegen“, sagte Singer. Norwegen sei sehr ehrlich gewesen, habe sich entschuldigt und gezahlt. In der Schweiz hätten dies jetzt die Banken getan, das übrige Land werde folgen. Singer sagte, die Einigung mit den Großbanken habe für ihn nur eine moralische Bedeutung.
Die als Justizministerin in einem möglichen SPD-Kabinett vorgesehene Herta Däubler-Gmelin appellierte am Samstag an deutsche Kreditinstitute und Versicherungen, dem „guten Beispiel“ der Schweiz zu folgen. Sie sagte, die Banken und Versicherungen sollten „das, was sie wissen, auch offen mit den Opferorganisationen besprechen, und das, was sie können, zu einem vernünftigen Ausgleich beitragen“. Der rechtspolitische Sprecher der Grünenfraktion, Volker Beck, verlangt eine Stiftung zur Entschädigung für NS- Zwangsarbeiter, die vom Bund und schuldigen Unternehmen finanziert werden soll. Er erklärte, die von ihm vorgeschlagene Stiftung solle an jeden Zwangsarbeiter für den von den Nazis vorenthaltenen Lohn 10.000 Mark zahlen. Die Bundesregierung solle zudem die Banken und die Opferorganisationen an einen Tisch bringen, um noch offene Fragen zu klären.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen