: An der Ems stehen die Bagger startbereit
■ Niedersachsen schafft offenbar Fakten für den Bau des umstrittenen Sperrwerks
Die niedersächsische Landesregierung läßt offenbar bereits erste Baumaßnahmen für das geplante Emssperrwerk anlaufen, obwohl das offizielle Planfeststellungsverfahren noch nicht abgeschlossen ist. Zur Zeit werden die Deiche bei Ditzum erhöht. Dies hatte der Projektleiter „Emssperrwerk“ zwar angeblich als nicht notwendig bezeichnet. Der Bauleiter vor Ort hat sich dagegen jetzt aber anders geäußert. Nach seinen Angaben ist die zwei Millionen Mark teure Deicherhöhung für das Sperrwerk vonnöten.
Darum gehen jetzt auch die BürgerInnen von Ditzum auf die Barrikaden. Sie protestieren in einem offenen Brief. Ebenso wie die Bürgerinitiative Gandersum. Sie überreichten SPD-Fraktionschef Rudolf Scharping, der zur Zeit auf Wahlkampftour durch Ostfriesland radelt, ein Protestschreiben. Auch die Gandersumer befürchten, daß mit dem Ausbau bereits Fakten zugunsten des Sperrwerks geschaffen werden. Schon seit einigen Wochen werden bei der geplanten Baustelle Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg geräumt. „Aus Sicherheitsgründen“, sagt die Bezirksregierung. „Außerhalb des Baustellenbereichs wird aber nicht gesucht“, kontern die Gandersumer.
Die Bürgerinitiative ärgert sich vor allem über den ihrer Meinung nach einseitigen Anlaß für das Sperrwerk. „Es dient nicht dem Küstenschutz, wie die Landesregierung immer behauptet, sondern nur der Papenburger Meyer-Werft“, lautet die Hauptkritik. Ab dem Jahr 2001 will die Werft riesige Luxusliner aus dem Binnenland an die Küste schleppen. Diese Giganten passen aber nicht mehr durch die Ems. Das Sperrwerk soll den Fluß solange aufstauen, bis die Schiffe passieren können, mutmaßen die Kritiker. „Der Bau erhöht aber aber die Überschwemmungsgefahr, behindert die regionale Wirtschaft und zerstört die Umwelt“, faßt Uwe Sager aus Gandersum zusammen. „90 Millionen Mark der geplanten Bausumme von 352 Millionen Mark werden aus dem Posten Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur bezahlt.“ Dieses Geld gehört allen Kommunen, nicht nur Meyer“, so die Gandersumer.
Wie inoffiziell verlautet, soll in den nächsten Tagen der Planfeststellungsbeschluß vorliegen. Nach einer 14tägigen Frist kann das Sperrwerk dann gebaut werden. Wie berichtet, haben aber BUND und NABU sowie die Stadt Leer bereits Klagen gegen den Bau angekündigt. schuh
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