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Unterm Strich

Dekadenter Westen! Das Kölner Beatles-Museum plant einen Umzug, und zwar in die neuen Länder. Hintergrund sind nach einem Bericht der Magdeburger Volksstimme die immer teurer werdende Miete und räumliche Begrenztheit in Köln. Gute Chancen als künftige Heimstätte des „einzigen Beatles-Museums dieser Art“ (dpa) auf dem europäischen Festland hat nach Angaben des Blattes die Kreisstadt Zerbst in Sachsen-Anhalt. Der Haupt- und Finanzausschuß des Stadtrates habe bereits zugestimmt, die Mietkosten für das Beatles-Museum vollständig zu übernehmen. Rainer Moers vom Beatles-Museum erklärte es selbst gegenüber der Volksstimme: „Sollte der Zerbster Stadtrat grünes Licht geben, kommen wir nach Zerbst“, sagte er. Rund 25 Städte sollen sich für die Sammlung mit etwa 4.000 Ausstellungsstücken im Fundus interessiert haben, darunter Dessau, Halle und Stendal in Sachsen-Anhalt. Neben Zerbst werden noch Halle Chancen eingeräumt. Das Beatles-Museum hatte erst 1989 mit Blick auf die Städtepartnerschaft zwischen Köln und Liverpool ein festes Zuhause in der, äh, Rheinstadt erhalten. Bereits im ersten Jahr waren über 5.000 Besucher gekommen. Pro Tag kommen rund 50 Gäste aus dem In- und Ausland. Die könnten bald alle nach Zerbst kommen! Let me take you down, cause I'm goin' to... Zerbst. Hey Zerbst, don't make it bad! Nimm ein trauriges Lied und mach es besser!

Dekadenter Westen, Part II (Kunst-im-Raum-Mix): Ein Modell zum schönen Thema „...in Bewegung“ hatte der Leipziger Maler und Skulpteur Heiner Ulrich an die Auslober eines Wettbewerbs des Berliner Europa-Centers geschickt. „Berücksichtigt werden muß, daß das Kunstwerk im Wasser installiert wird. Auf dem Brunnenboden befinden sich faustgroße Natursteine. Die gesamte Wassertiefe beträgt 30 cm. Zur Verfügung steht ein Teil (etwa 50 qm) des ,Tiffany- Brunnen‘ (siehe Fotos und techn. Zeichnung). Der zu realisierende Entwurf muß einfacher Wartung genügen, und die Instandhaltung sollte minimaler Art sein.“ Wahrscheinlich waren diese Vorstellungen dermaßen dezidiert, daß, wie es in einer Mitteilung des Europa-Centers heißt, der größte Teil der Bewerber seine Entwürfe zurückzog, so daß „eine attraktive Ausstellung nicht mehr zu gestalten“ war. Doch nicht nur dies: Im selben Schreiben werden die Bewerber auch unmißverständlich aufgefordert, ihre skulptierten Tiffany-Brunnen-Objekte verzuglos, i.e. bis zum 31.8. wieder abzuholen, da andernfalls um Verständnis dafür gebeten werden müsse, „daß die dann noch bei uns befindlichen Einsendungen entsorgt werden“. Wir fragen: War das nun ein Schlag ins Wasser oder ins Kontor? Schlägt das dem Faß die Krone ins Gesicht? In jedem Fall wird nicht lang gefackelt bei diesen Tiffany-Brünnlern. Aber so sindse halt, de Wessis, insbesondere da Balina!

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