Supermarkt am alten Waisenhaus

■ Händler besorgt über Zechs neue Baupläne an der Stader Straße

Gebaut wurde das Haus an der Stader Straße 1899 als Mädchenwaisenhaus, später wurde es Kommandantur der dortigen Kaserne und nach dem Krieg Domizil diverser Kleingewerbler. Jetzt soll im Hof des Gebäudes mit der herrschaftlichen Auffahrt ein Supermarkt entstehen. Die Bremer Baufirma Zechbau will nach eigenen Angaben in einem ersten Baubschnitt 2,5 Millionen Mark investieren und hat einen Bauantrag für einen 1.000 Quadratmeter großen SB-Markt eingereicht.

Der in Bremen in diversen größeren öffentlichen Bauvorhaben wie dem Polizeipräsidium in der Vahr, dem Domshofcafé und dem Weserstadion-Ausbau engagierte Zech hatte den U-förmigen Komplex 1993 gemeinsam mit dem Inhaber der dort ansässigen Tango-Tanzschule vom Bundesvermögensamt erworben. Viele Menschen kennen das Gebäude, in dem lange die Pro Familia beriet.

Heute sitzt dort die Gesellschaft UBUS für umweltgerechtes Bauen und Sanieren. Für andere Räume sucht Zechbau Mieter. Mittelfristig werde eventuell ein Restaurant eingerichtet, auch die Tanzschule will sich erweitern.

In der Nachbarschaft hat die Nachricht vom geplanten Discount-Markt Sorgen ausgelöst. Besonders der kleine Lebensmittelhändler Bentz an der Ecke Hamburger Straße, der alten Leuten die Einkäufe auch nach Hause bringt, bangt um seine Existenz. Auch die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Karin Krusche ist gegen den neuen Discounter: Sie prophezeit harten Verdrängungswettbewerb, weil der Stadtteil mit Supermärkten und kleinen Geschäften gut versorgt sei. Orstamtsleiter Robert Bücking glaubt jedoch, ein Markt dieser Größe für die „Nahversorgung“ sei planungsrechtlich nicht zu verhindern. „Hier vergoldet jemand eine Immobilie, die er im Moment nicht gut verwerten kann“. Zech-Geschäftsführer Wolfram Voigt ist sicher, daß im Stadtteil Bedarf für einen weiteren SB-Markt sei.

Kommunalpolitiker macht allerdings mißtrauisch, daß Zechbau sein Vorhaben nicht im Beirat Östliche Vorstadt präsentieren will. Anwohner befürchten überdies, daß die nach dem Bau der Georg-Bitter-Straße versprochene Beruhigung der Stader Straße vom Einkaufsverkehr zunichte gemacht wird. In einem schalltechnischen Gutachten für Zechbau hat der Markt eine Belastung von mehr als 1.000 Autofahrten von Kunden und Lieferanten zur Folge. Dennoch sei das Vorhaben auf Grundlage der bestehenden Verordnungen durchführbar. jof