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Das bringt kein Geld, sondern nur Ärger

Nach dem Rückzug des Antrags auf Eintragung der Museumsinsel als Weltkulturerbe bemühen sich die Beteiligten um Schadensbegrenzung. Wenn es bis zum 15. September keine Einigung gibt, bleibt Berlin draußen  ■ Von Uwe Rada

Die Pläne des Senats, den Antrag zur Aufnahme der Museumsinsel in die Liste der Weltkulturerbe-Denkmäler der Unesco zurückzuziehen, haben gestern in Berlin für Wirbel auf dem diplomatischen und politischen Parkett gesorgt. Vor allem Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) drängte darauf, kein Porzellan zu zerschlagen. Unter Hinweis auf den Streit zwischen der Unesco-Kommission und der Potsdamer Stadtregierung um den geplanten Baus des Potsdam-Centers sagte Strieder: „Ich rate allen Beteiligten, in Berlin kein zweites Potsdam zu inszenieren.“ Er hoffe weiterhin, sagte Strieder, daß die Stiftung Preußischer Kulturbesitz kein Interesse an einer öffentlichen Auseinandersetzung um die Eintragung der Museumsinsel als Weltkulturerbe habe.

Am Sonntag war bekanntgeworden, daß sich vor allem die Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Eigentümer der Museumsinsel sowie Kultursenator Peter Radunski (CDU) dafür stark gemacht haben, den Antrag zurückzuziehen. Als Begründung wurde der nach wie vor bestehende Abstimmungsbedarf zwischen der Stiftung und dem bei Strieder angesiedelten Landesdenkmalamt über geplante Umbaumaßnahmen auf der Museumsinsel genannt. Dies bestätigte gestern auch der Sprecher der Stiftung, Wolfgang Kahlcke. Die Definition als Weltkulturerbe bringe Festlegungen mit sich, die alle Arten von Planungen in Zukunft schwieriger machen würden. Deshalb müsse man vor der Eintragung einen Konsens finden. Kahlcke verwies in diesem Zusammenhang auf die laufenden Planungen für den Umbau des Neuen Museums sowie eines Planungsverfahrens für die Infrastruktur der Museumsinsel. Die Ergebnisse beider Verfahren sollten dann mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden. Kahlcke räumte allerdings ein, daß diese Ergebnisse nicht vor dem 15. September vorliegen würden.

Genau jener 15. September ist es allerdings, der allen Beteiligten nun im Nacken sitzt. Bis zu diesem Datum nämlich müßte der Senat seine Antragsunterlagen vervollständigen. Das geht aus einem Schreiben des Direktors des Weltkulturerbebüros in Paris, Bernd von Droste-Hülshoff, an das Büro der deutschen Unesco-Kommission hervor. In dem Schreiben, das der taz vorliegt, wird die Aufnahme der Museumsinsel in die Reihe der Vorschläge zur Aufnahme in die Weltkulturerbeliste für 1999 bestätigt. Allerdings fehlten noch Unterlagen wie ein Managementplan sowie Dias der Museumsinsel. Senator Strieder fordert nun alle Beteiligten auf, diese Unterlagen so schnell wie möglich beizubringen. Aus Kreisen der Kulturverwaltung, die sich gestern nicht offiziell äußern wollte, wird freilich davon ausgegangen, daß die Aufnahme in die Liste 1999 bereits geplatzt sei. Und auch Stiftungs-Sprecher Kahlcke sagte gestern lapidar: „Wir können im nächsten Jahr ja einen neuen Antrag stellen.“

Unterdessen ging gestern der Streit um die Verantwortung für die verfahrene Situation weiter. So wurde insbesondere Strieder vorgeworfen, den Unesco-Antrag ohne Abstimmung mit der Kulturverwaltung und der Stiftung in den Senat eingebracht zu haben. Zwar behauptete Strieder gestern, es habe im Vorfeld der entscheidenden Senatssitzung am 9. Juni Gespräche mit dem Landesdenkmalamt und der Stiftung gegeben. Daß bei diesen Gesprächen allerdings ein Konsens bestanden hat, ist mehr als zweifelhaft. Immerhin läßt der von Strieders Denkmalamt formulierte Antrag kaum Spielraum für Umbauten. Im Gegenteil: „Nach Durchführung des Wiederaufbaus des Neuen Museums sowie der Grundinstandsetzungen an den anderen Gebäuden“, heißt es im Antrag wörtlich, „ist ein denkmalgerechter Zustand auf einem denkbar höchsten Niveau der Konservierung erreicht.“ Der von der Stiftung geplante Bau einer neuen Eingangshalle oder ein Verbindungsbau zwischen Neuem und Pergamonmuseum wären damit von vorneherein ausgeschlossen. Dies entspricht damit ganz dem Anliegen des Landeskonservators Helmut Engel, der am 3. Juli in der Welt voller Kampfeslust erklärt hatte, mit der Eintragung in die Weltkulturerbeliste seien die Träume eines Totalumbaus der Stiftung ausgeträumt.

Daß Engel damit viel Porzellan zerschlagen hat, ist auch in Strieders Verwaltung ein offenes Geheimnis. Genauso wie in der Kulturverwaltung kein Hehl daraus gemacht wird, daß man ohnehin immer gegen einen Eintrag in die Unseco-Liste war. Das bringe keine Mark mehr und nur Ärger, so wird aus dem Hause Radunski kolportiert. Keine leichte Aufgabe also für den Senat, der nun zwischen den Umbauinteressen der bundeseigenen Stiftung und dem Imageverlust, den ein peinlicher Rückzieher mit sich bringen würde, taktieren muß.

Entsprechend nichtssagend war gestern auch die Äußerung des Regierenden: Wir sind für eine Eintragung in die Liste, ließ Eberhard Diepgen (CDU) verlauten. Dafür bedürfe es eines tragfähigen und umfassenden Konzeptes. Diese Arbeiten, so Diepgen, seien noch nicht abgeschlossen. Man darf gespannt sein, was den Akteuren auf dem Berliner Parkett bis zum 15. September noch einfällt. Die Grünen wollen das Thema bereits am Donnerstag in die Sitzung des Abgeordnetenhauses einbringen.

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