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Dach überm Kopf

■ Übergangsweise wohnen: Ein Projekt der Stadtmission für obdachlose Frauen

Marianne Doell starb 1995 an den Folgen ihres Lebens auf der Straße. Zuhause war sie nirgends, ihre soziale Anbindung wurde durch die Öffnungszeiten der Bahnhofsmission begrenzt. „Marianne Doell“, so heißt nun auch ein Projekt: In Altona eröffnete die „Hamburger Stadtmission“ gestern eine Übergangswohneinrichtung für obdachlose Frauen. Zehn Frauen können hier eigene, abgeschlossene Wohnungen beziehen. Die sind teilmöbliert, weitere Wohnutensilien wie eine Matratze oder Geschirr müssen die Frauen selbst organisieren. Doch das, so betont Betreuerin Susanne Rohrmann, ist eine Investition in die Zukunft: „Anschließend sollen die Frauen in feste Wohnungen umziehen.“

Was gemeinhin als Selbstverständlichkeit gilt, ist für viele Frauen, die jahrelang kein Dach über dem Kopf hatten, ein großes Problem. Ulrich Walter, Geschäftsführer der Stadtmission, weiß, daß viele ihre Wohnung schnell wieder verlieren – etwa, weil sie die regelmäßige Mietüberweisung nicht organisiert bekommen. Andere haben Angst vor der Einsamkeit im Hochhaus und ziehen die Gemeinschaft auf der Straße vor. Nach der Schlüsselübergabe betreten sie ihre Wohnung nie wieder.

In der Übergangseinrichtung „steht nicht die Sozialarbeit im Vordergrund, sondern die Hilfe bei Alltagsproblemen“, sagt Walter. Zur Fachberatung, etwa bei gesundheitlichen oder finanziellen Problemen, verweisen die MitarbeiterInnen an dafür bestehende Beratungsstellen weiter.

Verträge für die Wohnungen werden für ein halbes Jahr abgeschlossen, können aber bis zu einem Jahr verlängert werden. Dann, so hofft Susanne Rohrmann, sollen sich die Frauen so gefestigt haben, daß sie das Wagnis einer eigenen Wohnung auf sich nehmen können.

Die Sozialbehörde geht davon aus, daß in Hamburg rund 1200 Menschen auf der Straße leben. Die Wohlfahrtsverbände glauben, daß es rund 5000 Menschen sind. Wieviele davon Frauen sind, ist schwer zu schätzen, denn bei Frauen ist die Obdachlosigkeit häufig versteckt. Viele schlüpfen nächteweise bei Bekannten unter, und auch „Unterbringungsprostitution“ macht obdachlose Frauen auf den Straßen unsichtbar. Elke Spanner

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