: Selbstverwaltung auf Ruinen
■ Jugoslawien schlägt nach Gespräch mit US-Vermittler für den Kosovo einen "gewissen Grad an Selbstverwaltung" für eine Probezeit vor. Gleichzeitig brennen albanische Dörfer weiter
Sarajevo (taz) – Auf verbreitete Skepsis ist das Angebot des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević vom Dienstag abend gestoßen, dem Kosovo „einen gewissen Grad an Selbstverwaltung“ zuzubilligen. Internationale und kosovo-albanische Politiker stuften gestern das Angebot als „vage“ ein. So erklärte der deutsche Außenminister Klaus Kinkel: „Ich höre die Worte wohl – allein, mir fehlt der Glaube.“
In der vom Büro Milošević' verbreiteten Erklärung heißt es, das vorgesehene Maß an Selbstverwaltungsrechten für den Kosovo müsse die Gleichberechtigung aller in der Provinz lebenden Bürger und Volksgruppen berücksichtigen. Die angebotene Selbstverwaltung, deren Ausmaß nicht ausgeführt wird, soll nach einer Testperiode von drei bis fünf Jahren von allen Beteiligten überprüft werden.
Die Erklärung zielt offenbar darauf ab, ein Gleichgewicht zwischen der serbischen Minderheit und der albanischen Mehrheit in einem zukünftigen Autonomiestatut herzustellen. Sie erfolgte nach einem Gespräch des jugoslawischen Präsidenten mit US-Vermittler Christopher Hill.
Aus diplomatischen Quellen in Sarajevo verlautete, die US-Diplomatie bemühe sich immer noch um eine Verhandlungslösung. Die Erklärung Milošević' nähre die Hoffnung, eine solche Verhandlungslösung sei weiterhin zu erreichen. Folgerichtig rief Belgrad gestern die Albaner erneut dazu auf, unverzüglich Gespräche über eine Lösung der Kosovo-Krise aufzunehmen. Parlamentspräsident Dragan Tomic appellierte an die kosovo-albanische Befreiungsarmee UCK, die Waffen niederzulegen. Alle Flüchtlinge sollten in ihre Heimatorte zurückkehren. Serbien garantiere für ihre Sicherheit.
Diese Garantien jedoch werden durch die Aktion der serbischen Sicherheitskräfte vor Ort konterkariert. Weiterhin werden albanische Dörfer von serbischen Sicherheitskräften niedergebrannt. Berichten von Gewährsleuten in Priština zufolge sind serbische Polizisten dazu übergegangen, die Städte Pec, Kosovska Mitrovica und Djakova Haus für Haus zu durchsuchen. Während dieser Aktionen werden vor allem Männer, die aus den inzwischen von serbischen Sicherheitskräften zerstörten umliegenden Dörfern stammen, festgenommen.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR gab unterdessen bekannt, mit dem Wiederaufbau der zerstörten Dörfer müsse gewartet werden. „Wir haben deutlich gemacht, daß wir damit erst beginnen wollen, wenn im Kosovo keine Häuser mehr niedergebrannt werden“, erklärte UNHCR-Sprecher Chris Janowski. Erich Rathfelder
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