■ Kommentar: Köpenicker Filz
Der Köpenicker Bauskandal weitet sich aus zur Affäre Ulbricht. Zwar hat der SPD-Bürgermeister seinen CDU-Baustadtrat erst einmal auf Eis gelegt. Doch von ihm trennen will er sich nicht. Ein Indiz dafür mag der irre Glaube Ulbrichts sein, sein Baustadtrat trage nicht die politische Verantwortung für die beiden wegen Bestechlichkeit verhafteten Bauleiter. Weitaus beweiskräftiger scheint jedoch, der Bürgermeister will nicht den Köpenicker Burgfrieden zwischen der CDU und seiner Partei riskieren. Mit den Christdemokraten praktiziert man rund um den Müggelsee quasi eine Große Koalition und hält sich so gegenseitig den Rücken frei – etwa für den Stadtumbau in Oberschöneweide. Möglich ist auch, daß Ulbricht Baustadtrat Gehrmann nicht deshalb stürzt, weil ihm selbst ein Fauxpas unterlaufen ist. Denn sollte sich bewahrheiten, daß die dem Bezirksbürgermeister direkt unterstellte Grundstücksverwaltung überhöhte Rechnungen für die Sanierung des Müggelturms bezahlt hat, könnte er im Gegenzug auf Unterstützung aus der CDU-Fraktion setzen – quasi als Tauschgeschäft für die Affäre Gehrmann. Die unheilige Allianz von SPD und CDU hat sich zu einem Filz verstrickt, der nur mit lückenloser Aufklärung der Fälle und Personalien beseitigt werden kann. Ziehen die Verantwortlichen keine Konsequenzen, muß ein Untersuchungsausschuß dies für sie erledigen. Rolf Lautenschläger
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