■ Gibt der Wachschutz Sicherheit?
: „Die beschäftigen sich nur mit Lappalien“

Horst B., 60 Jahre, Rentner

Ich finde es begrüßenswert, daß es den privaten Wachschutz gibt. Durch die vielen kriminellen Banden ist die Gefahr allgegenwärtig. Daß Geschäftsleute nun zu privaten Initiativen greifen, um sich und ihre Geschäfte zu schützen, kann ich nur verstehen. Was ich etwas übertrieben finde, sind die Kameras, die neuerdings überall hängen. Aber wenn das sein muß, finde ich das auch in Ordnung.

Andrea Graffa, 35 Jahre, Sekretärin

Den privaten Wachschutz halte ich generell für o.k. Ich wundere mich nur, wenn sie in Gegenden, wie am Mehringplatz in Kreuzberg, eingesetzt werden. Hier stellt sich vor allem die Frage, ob die Bezahlung der Wachleute später auf die Mieter umgelegt wird, da die Hausgesellschaften ja die Auftraggeber sind. Abgesehen davon finde ich, daß der private Wachschutz unsere Polizei sinnvoll ergänzt.

Inga Achilles, 27 Jahre, Studentin

Die Sache mit dem privaten Wachschutz ist eher schwierig. Ich fühle mich von ihnen nicht unbedingt beschützt, nur weil sie eine Uniform tragen. Daher fände ich es besser, wenn die Aufgabe der Wachleute von nichtuniformierten Freiwilligen übernommen werden würde. Den Wachleuten traue ich nicht zu, daß sie beispielsweise bei Ausländerfeindlichkeit wirklich eingreifen würden.

Steffen Taubert, 31 Jahre, Student

Wachleute in Supermärkten und Einkaufspassagen finde ich deplaziert, da ich mich an diesen Orten nicht bedroht fühle. Wo sie einigermaßen Sinn machen, das ist abends in der S-Bahn. Besonders im Osten bin ich manchmal ganz froh um ihre Gegenwart. Aber selbst da habe ich das Gefühl, daß sich die Wachmänner gerade in den Waggons aufhalten, in denen nichts los ist.

Eine 34 Jahre alte Architektin

Ich bezweifle, daß Wachmänner im Notfall in der Lage wären, mich als Farbige zu beschützen. Des öfteren habe ich in der U-Bahn schon beobachtet, daß sie schwierigen Situationen aus dem Weg gehen und sich lieber mit gefahrlosen Lappalien beschäftigen, bei denen sie selber kein blaues Auge abbekommen. Man sollte sie in puncto Courage zuerst einmal schulen, damit sie ihren Zweck erfüllen.

Julius Wamos, 45 Jahre, Lehrer

Die Präsenz von Wachmännern ist hierzulande noch sehr ungewohnt. Sie strahlen zwar keine persönliche Bedrohung aus, aber ihre Gegenwart verstärkt die latente Angst, die ohnehin schon vorhanden ist. Durch die Wachmänner wird mir immer erst bewußt, daß es überhaupt eine Gefahr gibt. Ich nehme ihre Dienste als Fahrradbewacher in Anspruch. Da machen sie sich ganz gut.

Interview: Songül Çetinkaya

Fotos: Elke Fieger