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Ausgang gestrichen

■ Santa-Fu-Häftling kann bei Radio FSK keine Sendungen mehr betreuen

Mehrmals hatte der Leiter des Gefängnisses „Santa Fu“, Jobst Poenninghausen, sich zur Diskussion ins Studio einladen lassen. Dort, beim Radiosender „Freies Senderkombinat (FSK)“, saß Poenninghaus dann seinem Schützling, dem Santa-Fu-Häftling Jens Stuhlmann, als Interviewpartner gegenüber. Denn Stuhlmann veranstaltete regelmäßig Sendungen zum Thema Strafvollzug.

In Zukunft jedoch wird der mediale Blick auf das Thema Knast wieder der herkömmliche sein: Der von außen. Denn der Gefangene Stuhlmann bekommt für seine Sendungen keinen Ausgang mehr. Den strich ihm das Strafvollzugsamt jetzt nach einer Diskussion im Studio, an der mehrere Justizfachleute teilgenommen hatten.

Daß das eine mit dem anderen zu tun haben könnte, weist Justizbehörden-Sprecherin Annette Pflaum in den Bereich unzulässiger Spekulation: „Daß Jens Stuhlmann sich kritisch über den Strafvollzug geäußert hat, ist nicht der Grund, daß er keinen Ausgang für die Sendungen mehr bekommt.“ Der läge vielmehr darin, daß im Gefängnis nicht jeder nach Belieben ein- und ausgehen könne. Würde man es Stuhlmann weiterhin genehmigen, sei das eine Benachteiligung der anderen Gefangenen. Stuhlmann stünde es jedoch frei, seine 21 Urlaubstage im Jahr zum Sendungproduzieren zu verwenden.

Bislang war ihm der Ausgang genehmigt worden, um seine berufliche Wiedereingliederung als Journalist zu ermöglichen. Daran habe die Justizbehörde auch weiterhin Interesse, beteuert Pflaum, mit dem Abend- und Nachtausgang müsse dennoch Schluß sein. Stuhlmann ist nun überzeugt, daß er für seine kritischen Sendungen abgestraft werden soll: „Als ich vergangene Woche zum Empfang der Hamburgischen Anstalt für neue Medien eingeladen war, gab es kein Problem, Ausgang über Nacht zu bekommen.“ ee

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