Bremen zahlte gern an den Vulkan

■ Der Bremer Senat „kaufte“ dem Vulkan für 56 Millionen Mark die Stimmbildung für Wedemeiers Aufsichtsratsposten bei MBB München ab

Hinter den Kulissen findet derzeit ein Tauziehen um den Abschlußbericht des Vulkan-Untersuchungsausschusses statt. Während in dem Entwurf des Ausschußvorsitzenden Hermann Kuhn (Grüne) die Verstrickungen der bremischen Landespolitik in die Konzernpolitik dargestellt werden, will die große Koalition die Verantwortung auf Konzernchef Friedrich Hennemann schieben.

Dabei ließe sich die Kette der Verstrickungen zwischen Landesregierung und Konzern über die Vorfälle, die im Ausschuß behandelt wurden, durchaus verlängern. Für die bremische Landespolitik war der Vulkan-Konzern das einzige Vehikel, an großer Industriepolitik teilhaben zu können. Zum Beispiel wollte Bürgermeister Klaus Wedemeier Anfang der 90er Jahre im Aufsichtsrat von MBB seinen Sitz behalten. Das ging nicht ohne den Vulkan, Bremen zahlte insgesamt 56 Millionen Mark an den Vulkan-Konzern dafür.

Und das kam so: Als 1986 der Krupp-Konzern die damals schon defizitäre Seebeck-Werft dem Land Bremen vor die Füße warf, da war in dem Paket die „VFW-VG“, ein Aktienpaket von 10 Prozent der Rüstungsschmiede MBB, zu der das Bremer VFW-Werk mit 890 Arbeitsplätzen gehörte. 75 Prozent der VFW-Anteile hielt der Vulkan, 25 Prozent die Stadt. Der Auf-sichtsratssitz lag beim Bremer Bürgermeister, denn im MBB-Aufsichtsrat spielte die Politik die erste Geige: Strauß hatte den Vorsitz, der Hamburger Bürgermeister saß da, es ging um die Verteilung der staatlichen Militär-Aufträge auf die Länder.

1989 brauchte die Seebeck-Werft (mal wieder) einen Zuschuß von 29 Millionen Mark, gleichzeitig gab es die Debatte um die Übernahme von MBB durch Daimler und die Frage, was aus Bremens Aufsichtsratssitz werde. In der „Wirtschaftsrunde“, einem informellen wirtschaftspolitischen Spitzenkreis des Senats, wurde im April 1989 beschlossen, dem Vulkan-Konzern mit 29 Millionen Mark für die Bilanz der Seebeck-Werft behilflich zu sein und zusätzlich für die Jahre 1990-1997 jedes Jahr 7 Millionen Mark dafür zu bezahlen, daß der Bremer Bürgermeister auch die 75 Prozent der im Besitz des Vulkan befindlichen Anteile an MBB vertreten darf. Im November 1989 kam dieser Beschluß förmlich in die Bürgerschaftsausschüsse und wurde damit begründet, man müsse die „Ertragslage des Bremer Vulkan optimistisch“ sehen. Wedemeier müsse im Aufsichtsrat der MBB bleiben, um bei der geplanten Ausgliederung der Marinetechnik (“zukunftsträchtige Märkte“) bremische Interessen zu vertreten. Ein Jahr später hatte sich die Lage „entscheidend verändert“. Die aus MBB auszugliedernden Marinetechnik-Abteilungen, insbesondere in Bremen 890 Arbeitplätze, hatte der Vulkan selbst übernommen. Daimler hatte einen ausgesprochen guten Preis für Bremens MBB-Anteile angeboten. „Da haben wir ein glänzendes Geschäft gemacht“, freut sich Hennemann noch heute, 173 Millionen Mark hat der Vulkan von Daimler bekommen und Bürgermeister Klaus Wedemeier die Zusage, den Aufsichtsratssitz auch ohne Aktienpaket fünf Jahre lang behalten zu können.

Wer nun glaubt, der jährliche Millionen-Scheck an den Vulkan für Wedemeiers Aufsichtsratssitz wäre damit „gespart“ worden, der irrt: Statt der „acht Raten in Höhe von DM 7 Mio. ab 1990“ für den Aufsichtsratssitz wurden die 56 Millionen „nunmehr in 3 Tranchen und teilweise zeitlich vorgezogen“ bis 1993 gezahlt werden.

K.W.