: Teuer: Protest gegen Siemens-Neubau
■ 4.000 Mark Reinigungs- und Prozeßkosten/ Janssen muß zahlen
„Die Bebauung vom Uni-Ost-Gelände durch Siemens bleibt eine Schweinerei.“ Mit diesen Worten – und mit über 300 Mark Spontanspende von 50 Prozeßbeobachtern bereits in der Hand –, präsentierte sich Umweltschützer Gerold Janssen gestern im Amtsgericht wenig reumütig. Dort hatte er per Vergleich gerade einen fünfjährigen Rechtsstreit mit der Stadt Bremen beigelegt, in dem der Naturfreund sich geweigert hatte, 4.600 Mark Reinigungskosten für seine Protestmalerei vor dem Siemens-Hochhaus zu übernehmen.
Für die weggeputzten Libellen, Blumen und Vögel – Sinnbilder für die vom Siemensbauvorhaben am Uni-Ost Gelände bedrohte Natur – muß der Umweltschützer dennoch zahlen: nunmehr rund 1.700 Mark, ein rundes Drittel der von der Stadt verlangten Summe, die Janssen immer als „Strafaktion gegen mich unliebsamen Umweltschützer“ kritisiert hatte. Hier stützte der Richter den Naturschützer: Die damals eingeschaltete Reinigungsfirma sei darauf spezialisiert, Kennzeichnungen auf Autobahnfahrbahnen mit teuren Hochdruckgeräten zu entfernen. Die berechneten 800 Mark pro Putzstunde seien unter Wirtschaftlichkeitsaspekten, die die Stadt hätte beachten müssen, überzogen, zumal „trotz teurer Gutachten“ nie bewiesen wurde, daß Janssen – wie städtischerseits behauptet – mit schwer entfernbarer Ölfarbe gemalt habe. Im nun geschlossenen Vergleich ging der Richter deshalb von Putzkosten aus, die sich an Janssens Angabe orientierten, nach der die Farbe auf wasserlöslichem Lösungsmittel basierte.
Auch ein Drittel der Verfahrenskosten muß der Umweltschützer tragen. Insgesamt kommen damit – trotz gesenkter Reinigungskosten – über 4.000 Mark auf den 75jährigen zu, der am Vergleich monierte: „Die Stadt hat die ganzen Kosten doch systematisch in die Höhe getrieben. Erst hat sie diese teure Putzkolonne beauftragt. Und dann sinnlose Gutachten durchgeführt, um zu belegen, daß wir mit Ölfarbe gemalt haben. In beiden Punkten ist sie nicht durchgekommen. Trotzdem muß ich jetzt blechen.“
In Raten, pro Monat 100 Mark, wird Janssen zahlen. Das sind zwei Drittel der monatlich 150 Mark, die die Stadt ihm dafür überweist, daß er als „Naturschutzwart“ tätig ist. „Damit ich die Stadt vor Fehlern bewahre“, zitiert Janssen Bürgermeister Scherfs Worte höhnisch. „Man sieht ja, was dabei herauskommt.“ ede
Sonderkonto 2352, Gerold Janssen, Neelmeyer BLZ 290 20 000, Kennwort: Siemens Malaktion
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