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Bahnhof mit Licht und Schatten

■ Für den Lehrter Zentralbahnhof wird heute der Grundstein gelegt. Das gläserne Megabauwerk soll zum Symbol des neuen Bahn-Zeitalters werden, aber hat bis dato bereits viele Scherben hinterlassen

Er wird lang und gläsern, verläuft ober- und unterirdisch, aber er bleibt erst einmal einsam. Wenn heute der Grundstein für den Lehrter Zentralbahnhof gelegt wird, beginnt für Berlin zwar ein neues Bahn-Zeitalter. Doch wohin es genau führt, bleibt unklar. Weder ist entschieden, ob und wie der Transrapid an den neuen Bahnhof „angedockt“ werden kann, noch weiß man, wie das städtebauliche Umfeld einmal aussehen wird. Die Pläne der Deutschen Bahn AG und des Senats, dort ein Bahnhofsquartier mit Geschäfts-, Büro- und Wohnbauten entstehen zu lassen, liegen zum großen Teil auf Eis. Für die Bauvorhaben mangelt es an potenten Finanziers.

Die Grundsteinlegung stilisieren die Bahn AG und der Bund dennoch zum großen Ballyhoo der Bahngeschichte in der Stadt. Der seit den 20er Jahren geforderte und im Vorfeld der jetzigen Planung kritisierte Kreuzungsbahnhof Ost–West/Nord–Süd geht in die Realisierung. Zugleich gilt der Bahnhof der Hamburger Architekten Gerkan, Marg und Partner (gmp) als Vorzeigeobjekt einer neuen Generation von Verkehrsbauwerken: Die vier rund 400 Meter langen ICE-Ost-West-Bahnsteige haben die Architekten unter einer hypermodernen Dachkonstruktion versteckt. Die lange gläserne Schlange wird in der Mitte von zwei Brückenbauten für Büros überspannt. Unter ihnen verlaufen die Tunnelröhren für den ICE- Nord-Süd-Verkehr. In den Bahnhofskeller fällt das Tageslicht durch in den Boden eingelassene Oberlichter.

Auch die Bahnhofshalle haben gmp transparent gestaltet, „damit es keine dunklen Ecken“ für das typische Bahnhofspublikum mehr geben soll, wie Meinhard von Gerkan hofft. Denn im „sauberen“ Umsteigebahnhof, in den auch die S-Bahn einfährt und der 2003 fertiggestellt wird, sollen Touristen und Regierungsbeamte auf dem Weg zum Reichstag nicht über Junkies und Obdachlose stolpern.

Nicht zimperlich sind die Planer insgesamt mit der Umgebung umgegangen. Für den Bau des Zentralbahnhofs wird der letzte alte Bahnhof der Stadt, der backsteinerne Lehrter Bahnhof, abgerissen werden. Vor dem Bauwerk sind große Plätze vorgesehen, unter denen Tiefgaragen für Pkw versteckt werden. Außerdem wird die Invalidenstraße verbreitert.

Und daß die Grundsteinlegung des Lehrter Zentralbahnhofs zudem „als Signal“ für den Baubeginn des Transrapid geschaltet wird, zeugt auch nicht von großer Zimperlichkeit. Rolf Lautenschläger

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