: Schlechte Karten für ausländische Jugendliche
■ Immer weniger Ausbildungsplätze für Ausländer. Auch im öffentlichen Dienst sank die Quote
Die Lage arbeitsloser AusländerInnen in Berlin verschlechtert sich zunehmend. Dies spiegelt sich vor allem auf dem Ausbildungsstellenmarkt wieder. Das ist das Ergebnis eines gestern vom Verein Arbeit und Bildung e.V. veranstalteten Forums zur Bestandsaufnahme zur Situation ausländischer Jugendlicher im öffentlichen Dienst.
Der Staatssekretär der Senatsverwaltung für Arbeit, Peter Haupt, gab bekannt, daß von etwa 60.000 Ausbildungsplätzen 1997 nur 6,1 Prozent an AusländerInnen vergeben werden konnten. 1994 waren es noch 8,8 Prozent gewesen. Im öffentlichen Dienst waren sogar nur 2 Prozent der Auszubildenden AusländerInnen. Auch ein Ausbilder der Landespolizeischule mußte rückläufige Zahlen melden. Im vergangenen Jahr war nur noch einer von insgesamt 400 Auszubildenden der Polizei ausländischer Herkunft. Nicht besser war die Entwicklung bei der BVG. Mitte der 80er Jahre konnte die BVG noch stolze 40 Prozent ihrer Ausbildungsplätze an AusländerInnen vergeben. Vergangenes Jahr waren es nur noch 10 Prozent, wie der Leiter der Abteilung Berufsbildung bei der BVG zugeben eingestand.
Angesichts dieses dramatischen Rückgang hat Arbeit und Bildung e.V. das Projekt Kumulus ins Leben gerufen. Hier wird gemeinsam mit Vertretern der Aus- und Fortbildungsbereiche des öffentlichen Dienstes versucht, bessere Voraussetzungen für ausländische Bewerber zu schaffen. Staatssekretär Haupt vermutete, daß die Gleichbehandlung von deutschen und ausländischen Bewerbern bei der Ausbildungsplatzvergabe zur Benachteiligung der Ausländer führen würde, da diese häufig schlechtere Deutschkenntnisse hätten. Der Senat werde daher an 50 Schulen mit hohem Ausländeranteil Förderklassen einrichten. Des weiteren sollen künftig ausbildungsbegleitende Hilfen gewährt werden. Was dies konkret bedeuten könnte, blieb aber offen.
Auch auf dem Gesamtarbeitsmarkt haben Ausländer schlechte Chancen. Die Arbeitslosenquote der Nichtdeutschen sei im vergangenen September mit 32 Prozent mehr als doppelt so hoch gewesen wie bei den Deutschen, heißt es in dem gestern vom Senat veröffentlichten Bericht zur Integrations- und Ausländerpolitik für die vergangenen beiden Jahre. Songül Çetinkaya
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