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Frauen wollen Impulse

■ Frauen-Netzwerk präsentierte Vorschläge für eine neue Politik. Elternurlaub angemahnt

Bonn (taz) – Man könnte meinen, egal, wer die Bundestagswahl gewinnt, nach dem 27. September wird in Deutschland für Frauen alles besser. Das Netzwerk „Frauen wollen eine andere Politik“ wollte von den großen Parteien wissen, warum Frauen sie wählen sollten. In dem überparteilichen Netzwerk sind Frauen von CDU, FDP, SPD, Grüne sowie Prominente, unter anderen die Schauspielerin Senta Berger und die Moderatorin Sabine Christiansen, vertreten. Auf die Anfrage geantwortet haben SPD, Grüne, FDP und PDS. Und zwar so nebulös, daß, wenn alles umgesetzt würde, frauenpolitisch ein „wirklicher Ruck durch die Gesellschaft ginge“, so gestern Gisela Pettersson, Koordinatorin des Netzwerkes in Bonn.

Obwohl man „nicht blauäugig sein dürfe“, sei sie „nicht enttäuscht“ von den Antworten. Die einzige Enttäuschung sei die CDU, die nicht auf die Anfrage reagiert hat. Da die Briefaktion nicht das gewünschte Ergebnis gezeitigt hat, nämlich im Wahlkampf „die Spreu vom Weizen zu trennen“, soll sie wenigstens nach der Wahl dazu dienen, eine neue Regierung an ihre Versprechen zu erinnern. Dann hofft das Netzwerk, daß einige seiner zentralen Forderungen verwirklicht werden. Dazu gehört eine Steuerreform, bei der das Ehegattensplitting abgeschafft und durch eine Individualbesteuerung ersetzt wird, denn sonst „werde nur die Ehe gefördert und nicht die Frau“. Ebenfalls geändert werden soll der Elternurlaub. Die finanzielle Absicherung muß so gesteigert werden, daß der Erziehungsurlaub auch für Männer attraktiv sei. Vorbild sei das schwedische Modell, wo 85 Prozent des vorherigen Lohnes als Lohnersatzleistung ausgezahlt werden. Zwei Drittel dieser Summe sollen die Arbeitgeber tragen. Zudem forderte das Netzwerk einen flexibleren Zeitraum, in dem Erziehungsurlaub genommen werden kann.

Die Frage, ob diese Forderungen auch durchgesetzt werden können, blieb allerdings offen, denn zum gestrigen Pressegespräch erschien keine einzige aus der Gruppe der Parlamentarierinnen, die Mitglieder des Netzwerkes sind. Ruth Ciesinger

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