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Ein reichliches Angebot an Immobilien

Berlin (taz) – Wer heute vier eigene Wände um sich haben will, hat große Auswahl. Vor allem der Bauboom der vergangenen Jahre hat dazu geführt, daß es ein reichliches und vergleichsweise günstiges Angebot gibt. Eigentumswohnungen sind heute etwa um ein Zehntel billiger zu haben als vor vier Jahren, meldet der Ring Deutscher Makler (RDM). Und das eigene Haus koste inzwischen rund sechs Prozent weniger.

Hier ist das Angebot auch deshalb groß, weil die Aufbaugeneration der Nachkriegszeit nach und nach stirbt und viele Häuser hinterläßt, die Erben aber oft nicht zurück in ihre Elternhäuser ziehen wollen. Der RDM rät daher: Jetzt kaufen. Denn zusätzlich zu den günstigen Preisen sind auch die Hypothekenzinsen auf einem historischen Tiefstand. Und trotz der Werteinbrüche der vergangenen Jahre gilt ein Haus nach wie vor als sichere Geldanlage. Wer vor zehn Jahren eine Immobilie erworben hat, kann sich trotz der aktuellen Preisrückgänge im Schnitt über einen Wertzuwachs von 50 Prozent freuen – und muß bei einem Verkauf seinem Gewinn nicht versteuern. Außerdem gehen Experten davon aus, daß die Preise auf längere Sicht wieder steigen. Dabei sind die Wertunterschiede von Wohnhäusern je nach Lage und Stadt immens. Während ein durchschnittliches Einfamilienhaus in München mit 830.000 Mark veranschlagt wird, kostet ein vergleichbarer Bau in Bremen nur 350.000 Mark. Als teure Pflaster, wenn auch nicht ganz so exklusiv wie Bayerns Hauptstadt, gelten auch Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf. In Leipzig, Hannover und Dresden lebt man dagegen eher auf Bremer Niveau.

Jeder zweite Haushalt in Westdeutschland und jeder dritte in Ostdeutschland besaß 1995 eine Immobilie oder zumindest einen Anteil daran. 5,7 Billionen Mark Privatvermögen in Form von Grundstücken und Häusern gibt es hierzulande – wobei die Westdeutschen 93 Prozent davon besitzen, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) herausgefunden hat. Damit übersteigt der Wert der Immobilienvermögen bei weitem das privat angesammelte Geldvermögen – das summiert sich laut Bundesbank immerhin auf 3,5 Billionen Mark.

Unterdessen fördert die Bundesregierung junge Häuslebauer: Ein Vierpersonenhaushalt kann innerhalb von acht Jahren bis zu 72.000 Mark Eigenheimzulage kassieren. Wer zur Miete wohnen muß, ist da schlechter dran. Um die gleiche Summe vom Staat ersetzt zu bekommen, müßte der Vierpersonenhaushalt mindestens 56 Jahre lang Wohngeld beantragen. Annette Jensen

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