: Die Erfindung Bramfelds und Europas
„Jeder erfindet sich irgendwann eine Geschichte, die er für sein Leben hält“, schrieb Max Frisch. Die Museen erfinden mit – das, was wir für unsere Geschichte halten. Lange Zeit waren das Kriege, Zahlen und Dynastiefolgen; seit einiger Zeit – in Anbetracht unserer Zeitrechnung einer verschwindend geringen Zeit – wird auch der Alltag als Sozialgeschichte dokumentiert.
Das Stadtteilarchiv Bramfeld hat sich von fünf BewohnerInnen des Stadtteils ihre Erinnerungen an die fünfziger Jahre erzählen lassen. Bilder aus den privaten Fotoalben visualisieren die persönlichen Sichtweisen auf Arbeit, Auto, Urlaub und Geschlechterrollen – wobei die Ausstellung „Lebensabschnitt 50er Jahre. Junge Erwachsene in der Zeit nach dem Krieg“ (Bücherhalle Bramfeld, ab 5. Oktober) erklärtermaßen auch das „Davor“ und „Danach“ des Wirtschaftswunders re-flektieren will.
Ein größeres Projekt plant das Museum für Völkerkunde: Im Februar 1999 wird die große Dauerausstellung Europa eröffnet, zu deren Ausstattung das Museum noch dringend Objekte jeder Art sucht, die die Lebensstationen der Menschen im 19. und 20. Jahrhundert dokumentieren. Zeugnisse der Taufe, Einschulung, Heirat, von Jubiläen oder Tod stehen ebenso auf der musealen Wunschliste zur Erfindung Europas wie Schulfibeln, Schals und Aufkleber von Fußballvereinen. Wer zufällig eine Uniform der Schweizer Garde des Vatikans im Schrank hängen hat, möchte sie bitte auch vorbeibringen. Alle anderen sind mit norwegischen Müllmänneroveralls willkommen.
Infos beim Museum für Völkerkunde, Sabine Beer, Telefon: 44 195 25 11.
ck
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