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„Stadt der Zuflucht“ – kaum mehr als ein Name

■ Wie der Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka an der Bezirksregierung Hannover scheiterte

Hannover (taz) – Als sich die Stadt Hannover im vergangenen Juni zur „City of Asylum“, zur Stadt der Zuflucht, erklärte, war unter den Gästen auch der nigerianische Bürgerrechtler und Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka. Sieben andere nigerianische Oppositionelle, allesamt Mitglieder der Exilorganisation „Nigerian Association in Niedersachsen“ (NAM), hatten schon damals wenig Hoffnung, in der Landeshauptstadt Zuflucht zu finden. Nachdem sie zusammen mit vierzehn weiteren Landsleuten zweimal in einer hannoverschen Kirche Schutz vor der drohenden Abschiebung gesucht hatten und dort in den Hungerstreik getreten waren, versuchten sie seinerzeit nach Kanada weiterzuwandern. Zwar hatte sich Wole Soyinka in einem offenen Brief an den niedersächsischen Innenminister Gerhard Glogowski (SPD), in Gesprächen mit Bundestags- und Europaabgeordneten sowie gegenüber Bundesaußenminister Klaus Kinkel für das Bleiberecht der NAM-Mitglieder eingesetzt. Niedersachsen allerdings hatte nach dem letzten Hungerstreik im Kirchenasyl die Abschiebung nur unter der Bedingung einer Weiterwanderung der Flüchtlinge nach Kanada ausgesetzt.

Am vergangenen Donnerstag sind die letzten sieben der ursprünglich 21 NAM-Mitglieder im Ausländeramt der Stadt Hannover festgenommen und in die Abschiebehaft ins Uelzener Gefängnis gebracht worden. Am heutigen Donnerstag sollen sie in Hannover dem stellvertretende nigerianischen Botschafter vorgeführt werden. Die Botschaft soll Paßersatzpapiere ausstellen für die Abschiebung nach Nigeria, in den Herrschaftsbereich des Diktators General Abdusalam Abubakar.

Während die Bezirksregierung die Verhängung der Abschiebehaft mit dem Scheitern der Bemühungen um eine Weiterwanderung begründete, nannte das niedersächsische Innenministerium als Grund der Inhaftierung die neu entstandene Möglichkeit, für die NAM-Mitglieder nunmehr nigerianische Paßersatzpapiere zu beschaffen. Nach Informationen der niedersächsischen Grünen sollen am heutigen Donnerstag in Langenhagen bei Hannover eine ganze Reihe weiterer Nigerianer der Botschaft ihrer heimatlichen Diktatur vorgeführt werden.

„Deutschland will den Vorreiter bei der Anerkennung des neuen Militärregimes spielen“, sagte gestern die Grünen-Landtagsabgeordnete Silke Stokar, die mit weiteren Grünen-Parlamentariern heute vor Ort in Langenhagen protestieren will. Die sieben Nigerianer wollen jetzt versuchen, in ein sicheres süd- oder westafrikanisches Land weiterzureisen. Die niedersächsischen Behörden halten sich allerdings mittlerweile für nicht mehr zuständig. Neuerdings würden Abschiebungen nach Nigeria zentral von der Grenzschutzdirektion Koblenz organisiert. Jürgen Voges

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