Kommentar: Nichts verstanden
■ Warum die Zerschlagung der Hamburger Shell-Zentrale keinen Sinn macht
Vor einigen Jahren hat die Deutsche Shell AG ihre Regionalbüros geschlossen und alle Steuerungsaufgaben in die Hamburger Zentrale verlagert. Das war wohl verkehrt. Spätestens jetzt, wo angesichts fallender Energiepreise das Geschäft schwieriger geworden ist und die Kunden umworben werden müssen.
Eine gewisse Dezentralisierung der Ländergesellschaften macht deshalb tatsächlich Sinn. Hier liegt der rationale Kern der Attacke von Shells Oberboß Mark Moody-Stuart auf die deutsche Zentrale. Doch Moody-Stuart geht es um etwas anderes. Er will die Macht der europäischen „Länderbarone“ brechen, sie durch Nichtachtung demütigen und Aktienspekulanten imponieren. Dies ist nicht nur lächerlich, es ist vor allem geschäftsschädigend.
Die Shell-Aktie fiel inzwischen um fast 10 Prozent, das Betriebsklima ist auf dem Gefrierpunkt, die Solidarität mit dem deutschen Vorstand gestärkt, und die Kunden sind verunsichert. Moody-Stuart und sein Vorstandsgremium haben gegen die simpelsten Regeln von Mitarbeiterkommunikation und Öffentlichkeitsarbeit verstoßen.
Wie war das damals nach dem Brent-Spar-Desaster: „Wir haben verstanden!“ Das war wohl nichts. In den eisigen Höhen des internationalen Top-Managements ist der Verlust von Bodenhaftung Prinzip. Ignoranz, Aggressivität und Selbstherrlichkeit gehören zu den gern gepflegten Tugenden. Lachen können darüber nur wenige: Die Bosse und Aktionäre der Shell-Konkurrenten. Florian Marten
Bericht Seite 22
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