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Serben starten neue Kosovo-Offensive

■ UN-Flüchtlingshochkommissarin fordert schnelles Handeln. Serbische Behörden hindern Journalisten am Besuch eines Lagers

Priština/Bonn (AP/dpa) – Serbische Armee- und Polizeikräfte haben eine neue Offensive gegen Kämpfer der Kosovo-Befreiungsarmee (UCK) gestartet. Der Vorstoß im Süden der serbischen Unruheprovinz kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die internationalen Bemühungen um eine Lösung für die Flüchtlingskatastrophe im Kosovo verstärkt werden. Unter den serbischen Einheiten sind auch Elitetruppen der Polizei, wie ein serbischer Sprecher gestern in Priština mitteilte.

Mit der Offensive rund 50 Kilometer südwestlich von Priština wollen die serbischen Truppen verhindern, daß die UCK in der Region nach schweren Rückschlägen wieder stärker wird. Das Informationszentrum der Kosovo-Albaner berichtete, gestern seien sieben Dörfer im Süden der Provinz mit Granaten beschossen worden. Rund 15.000 Menschen seien geflohen. Erst am Freitag war eine serbische Offensive im Nordwesten für beendet erklärt worden.

Die UN-Flüchtlingshochkommissarin Sadako Ogata bezeichnete am Samstag bei einem Besuch im Kosovo das Vorgehen serbischer Sicherheitskräfte als „völlig inakzeptabel“. Der jugoslawische Staatspräsident Slobodan Milošević habe ihr keine Garantien für einen Stopp der repressiven Maßnahmen gegeben, sagte Ogata. „Die Zeit ist gegen uns, und wir müssen so schnell wie möglich handeln“, erklärte sie weiter.

Nach dem Besuch eines Flüchtlingslagers in Resnik sagte sie, viele Kinder seien derart traumatisiert, daß sie sich in einem komaartigen Zustand befänden. Trotz einer Einladung der UNO, Ogata zu begleiten, verweigerten die serbischen Behörden den Zugang zu dem rund 30 Kilometer nordwestlich von Priština gelegenen Flüchtlingslager.

Nach dem Willen von Bundesaußenminister Klaus Kinkel sollen die Vereinten Nationen kurzfristig eine Konferenz zur Lage der Flüchtlinge einberufen. Wie das Auswärtige Amt in Bonn mitteilte, schlug Kinkel am Samstag in getrennten Schreiben an UN-Generalsekretär Kofi Annan und Ogata vor, daß die Konferenz in der kommenden Woche in Genf zusammentritt und Sofortmaßnahmen zur Linderung des Flüchtlingselends im Kosovo beschließt. Bislang sind etwa 300.000 Menschen auf der Flucht.

Bundesverteidigungsminister Volker Rühe wiederholte am Wochenende angesichts des herannahenden Winters seine Forderung nach einem Ultimatum an Milošević. Dieses Ultimatum müsse es schon in den nächsten Tagen geben, sagte Rühe in einem Interview. Nato-Generalsekretär Javier Solana hatte zum Abschluß des Verteidigungsministertreffens in Portugal gesagt, über die Möglichkeit eines Ultimatums werde die Allianz vermutlich erst in den nächsten Wochen diskutieren.

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