: Wird Fischer abgesägt?
■ CDU-Wahldebakel: Auch in Hamburg offener Machtkampf um die Führung
Der Hamburger CDU-Parteichef Dirk Fischer ist stinksauer. Denn auch in der Hansestadt, wo die CDU ihr zweitschlechtestes Ergebnis seit Bestehen der Bundesrepublik einfuhr, ist nun ein offener Machtkampf ausgebrochen. CDU-Fraktionschef Ole von Beust (43), der zu den „Jungen Wilden“ der CDU zählt, forderte einen „Generationswechsel“. Anders ausgedrückt: Fischer soll für frischere und jüngere ChristdemokratInnen Platz machen. Zwar beteuerte von Beust, erst dann kandidieren zu wollen, „wenn die Amtszeit von Dirk Fischer abgelaufen ist“, denn „Illoyalitäten“ kämen für ihn nicht in Frage. Doch er machte keinen Hehl daraus, daß aus dem Wahlausgang Konsequenzen gezogen werden müssen.
„Maßlos enttäuscht“ sei er über von Beust, so der erregte Fischer. „Was ist denn das für eine Methode, ohne jedes Gespräch so vorzugehen?“ Von Beusts Äußerungen in den Medien seien eine „Inszenierung“ und beschädigten sein Ansehen und seine Arbeit. „Wenn von Beust mir den Fehdehandschuh hinwerfen möchte, wird er auf mich als Parteichef treffen.“ Er sei bis zum Jahr 2000 an die Spitze der Hamburger CDU gewählt. „Und im Lichte der heutigen Erkenntnis habe ich die Absicht, auch danach wieder anzutreten“, sagte Fischer. „Die Haltung von Beusts ist absolut inakzeptabel. Sie darf in der CDU keinen Platz haben.“
Er, Fischer, habe zwar in Nord sein Direktmandat an die SPD verloren, allerdings mit den geringsten Erst- und Zweitstimmenverlusten in Hamburg. Auch habe eine Verjüngung der Partei – sehr viele Kreisvorsitzende seien ohnehin bereits ausgetauscht worden – in Hamburg längst stattgefunden.
Dennoch: Von Beust hat nur das ausgesprochen, was auch viele Parteimitglieder denken. Die Basis murrt. Am Donnerstag tritt der CDU-Landesausschuß zusammen. Einziger Tagesordnungspunkt: Aussprache zum Wahlausgang. Die Wahlanalyse könnte zum Hauen und Stechen werden.
Der Ruf nach Rücktritt, so von Beust weiter, dürfe außerdem „nicht allein auf Fischer beschränkt bleiben. Das wäre unfair. Wenn, dann müßte der Parteivorstand komplett zurücktreten.“
Silke Mertins
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