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„Liebe taz...“ Notwendige Konsequenzen –betr.: „Koalition will Radio Bremen“, taz-Bremen vom 1.10.1998

Jede Entscheidung hat einen Vorlauf, so auch die anstehende Ablösung des Radio Bremen Intendanten Klostermeier. Seit Jahren mahnt mal der Rundfunkrat, mal die ARD, mal die Politik, mal die Mitarbeiter des Senders beim Intendanten die inhaltlichen Argumente an, mit denen der überfällige Strukturwandel zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit eines eigenständigen Senders Radio Bremen sozialverträglich eingeleitet werden kann. Doch, der Indentant schweigt und das Direktorium mit ihm. Die längst überfälligen Schulaufgaben werden nicht angegangen und schon gar nicht abgearbeitet. Sie richten zwar eine „Zukunftskommission“ ein, doch das Urteil fällt vernichtend aus und soll von daher lieber nicht an die Öffentlichkeit und schon gar nicht in den Rundfunkrat zur Beratung gehen. Doch Bremen ist klein und Geheimhaltung schwierig. Das Papier wird öffentlich, wird in Rundfunkrat kritisch diskutiert. Notwendige Konsequenzen lassen allerdings noch auf sich warten.

Dann reist der Indendant nach Potsdam. Die ARD-Konferenz beschließt nichts, weist aber deutlich auf das hin, was seit Jahren im Rundfunkrat des Senders immer wieder angesprochen wird: „Der Finanzausgleich wird nicht mehr in der gewohnten Höhe für Radio Bremen zur Verfügung stehen“.

Nun läutet der Intendant seinen dramatischen ersten Akt ein. Er teilt den erstaunten Rundfunkratsmitgliedern über die Presse mit:“ „Siebzig Prozent Personalabbau ist unumgänglich“, und: „Jetzt muß die Politik ran!“ Damit will er anscheinend Druck auf die Senatskanzlei ausüben, weil diese Inzenierung sonst eigentlich keinen Sinn macht. Der Rundfunkrat tagt am 9. Oktober, und der Intendant hätte dort ohne Zeitdruck die Beratung suchen können. Vermutlich kommt dies Spielchen der Senatskanzlei bekannt vor; vielleicht kommen Erinnerungen an einen untergegangenen Schiffbaukonzern hoch? Doch das ist Spekulation und soll hier nicht vertieft werden.

Die Politik handelt! Jetzt hebt Herr Klostemeier den Vorhang zum zweiten Akt des Dramas. „Die Rundfunkfreiheit steht auf dem Spiel; der Rundfunkrat wird in seiner Kompetenz beschnitten ....“. Die Töne werden schrill; die Opposition in der Bremischen Bürgerschaft wittert einen Skandal, und einige Mitglieder des Rundfunkrates glauben spontan an die ernsthaften Sorgen des Intendanten, der ja nur den Rundfunkrat in seiner Eigenständigkeit schützen will.

Daß genau dieser Intendant den Rundfunkrat seit Jahren entweder gar nicht, zeitverspätet, lückenhaft oder sogar falsch informiert, daß genau dieser Intendant seit Jahren seine Hausaufgaben nicht abliefert, gerät erstmal in den Hintergrund. Eigentlich keine schlechte Taktik, Herr Intendant. Doch Fakt ist: Der Senat hat Ihnen öffentlich das Vertrauen entzogen. Nur das ist passiert, und darüber sollten Sie nachdenken!

In seiner Inszenierung hat Klostermeier die Arbeitsplätze völlig vergessen. Die sollten in den Kulissen verschwinden! Doch nun haben Politik und viele Mitglieder des Rundfunkrates die 650 Mitarbeiter und ihre Familien in die Mitte der Bühne gerückt. Für diese lohnt es sich zu kämpfen, auch gegen ein Direktorium, das seine Pflichten in diesem Punkt seit Jahren vernachlässigt.

Brigitte Dreyer, Miglied im Rundfunkrat von Radio Bremen

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