Vom Glücksrad geschleudert

■ Die Show geht weiter, aber der Showmaster ist arbeitslos. Manchmal landet auch solch ein Fall am Ende ganz profan beim Arbeitsgericht

Wer noch nie einen Kostenfaktor mit getönten Haaren gesehen hat, kann das möglicherweise demnächst nachholen. Denn bald will Peter Bond zum vierten Mal vors Berliner Arbeitsgericht ziehen. Bond ist arbeitsloser Showmaster: Seit im Frühjahr die Werbe-Quizshow „Glücksrad“ ohne ihn von Sat.1 zu Kabel 1 wechselte, braucht man ihn dort nicht mehr. Doch das will der Moderator nicht akzeptieren: „Ich bin nie gekündigt worden“, will er dem Gericht beweisen und erwartet dementsprechend noch über 400.000 Mark Gehalt.

Neun Jahre führte Peter Bond bei Sat.1 die „Glücksrad“-Kandidaten abwechselnd mit Frederic Meisner von Werbeblock zu Werbeblock. Sat.1-Programmdirektor Fred Kogel störte es allerdings schon länger, einen teuren Vorabend-Sendeplatz mit vergleichsweise unrentabler Rentnerunterhaltung gefüllt zu sehen. Daß Kogel die Show loswerden wollte, hätten sie erst aus der Zeitung erfahren, sagen die beiden Moderatoren.

Beim quotenschwächeren Sender Kabel 1, wohin die Sendung innerhalb des Kirch-Imperiums weitergereicht wurde, wollte man damals nicht gleich zwei von ihnen: „Bond kannte ich nicht persönlich“, erklärt Programmchef Nicolas Paalzow. Erst wollte Meisner, der nun doch bleiben durfte, noch mit Bond zusammen gegen die vermeintliche Kündigung vorgehen. Aber inzwischen sieht er es anders: „Ich bin nicht in derselben Situation wie Peter Bond“, sagte er, als es vor kurzem beim Berliner Arbeitsgericht um den Fall ging. Und mahnte: „Mein Flieger geht aber gleich.“

Der Sender Sat.1 will mit der ganzen Sache nichts zu tun haben. Dort argumentiert man, die Kündigungen wären schließlich Sache der Produktionsfirma der abgeschossenen Show. Bei der „Glücksrad GmbH“ wiederum heißt es, man hätte ja abwarten müssen. Es sei ja noch nicht klar gewesen, daß Kabel 1 die herrenlose Show am Ende nehmen würde.

So argumentieren die Parteien hin und her, immer um das Kündigungsdatum herum. Davon hängt nämlich ab, wieviel dabei am Ende für Bond herausspringt. Zwar habe das Gericht schon einen Vorschlag gemacht, erzählt Bond-Anwalt Matthias Nienhaus: 215.000 Mark. Doch das reicht ihm noch lange nicht.

Lässig demonstrierte die Firmenseite schon beim letzten Gerichtstermin wie lästig ihr Bond ist. Mit dem Beschluß, daß das Glücksrad bei Sat.1 auslaufen sollte, sei den Moderatoren doch schließlich „klar gewesen, daß sie dann arbeitslos sein würden“, hieß es von der Firmenseite. So flüchtig ist das Glück. Claudia Sudik