: Dilemma
■ betr.: „In Washington geht nichts mehr“, taz vom 14. 9. 98
Michael Rediske sieht in seinem Kommentar nur noch in Clintons schnellem Rücktritt eine Chance und verweist auf das Dilemma der Republikaner: Rückt Vizepräsident Al Gore im Fall einer Amtsenthebung vorzeitig nach, dann verbessert das seine Chancen, im Jahr 2000 als amtierender Präsident wiedergewählt zu werden. Die Demokraten stecken aber in einem ähnlichen Dilemma. Seit der Präsidentschaft Franklin D. Roosevelts (1933-1945) nämlich dürfen US-amerikanische Präsidenten nur noch zehn Jahre regieren. Deshalb durfte beispielsweise Harry Truman 1952 nicht mehr kandidieren, obwohl er noch keine zwei vollen Amtsperioden hinter sich hatte. Wenn nun Bill Clinton vor dem 21. Januar 1999 zurücktritt, dürfte Al Gore zwar im Jahre 2000, aber nicht 2004 kandidieren. Die Aussicht auf volle zehn Jahre Präsidentschaft für Gore eröffnet sich erst am 21. Januar des kommenden Jahres, genau in der Mitte der gegenwärtigen Amtsperiode. Bis dahin werden also auch die Demokraten kein Interesse am Rücktritt Clintons haben, mag die Welt darüber zugrundegehen. Danach aber wird der Druck erheblich anwachsen, der Nation einen unbefleckten amtierenden Präsidenten zu präsentieren. Urs Müller-Plantenberg, Berlin
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