■ Kommentar: Unmoderne Bahn
Was will die neue Mitte? Sie verlangt, daß staatliche und private Unternehmen qualitativ gute Dienstleistungen anbieten. Sie legt Wert darauf, daß man schnell und bequem auch ohne Auto von einem Punkt zum anderen reisen kann. Sie hat die Nase voll von unsozialen Personaleinsparungen, die im Sinne einer abstrakten Profitrationalität die Arbeitslosigkeit in die Höhe treiben. Diese neuen Prämissen der neuen Mitte haben nichts zu tun mit dem Holdingkonzept des CDU-unterwanderten Molochs Bahn AG, der angetreten ist, die BVG aufzusaugen.
Alle reden von der Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs. Die Bahn faßt zur Reduzierung des BVG-Defizits erst einmal das Gegenteil ins Auge: die Kürzung des Angebots bei Bussen, Straßenbahnen und U-Bahnen. Kommt die Verkehrsholding, wie sie jetzt angedacht ist, wird sich die bundesweite Bahnpolitik in Berlin wiederholen. Das läuft auf die Stärkung des Fernverkehrs und die Schwächung des Nahverkehrs hinaus. Der Bus durch den Stadtteil ist eben nicht nur Zubringer zur S-Bahn, diese nicht nur Zubringer zum ICE, dieser nicht nur Zubringer zum Flugzeug nach Hongkong. Viele Leute brauchen einen funktionierenden Nahverkehr, der sie drei Straßen weiter wieder absetzt.
Außerdem zeugt es von geradezu armseliger Phantasielosigkeit, 40 Prozent der Stellen eines Unternehmens vernichten zu wollen, ohne auch nur an Arbeitszeitverkürzungen zu denken, wie sie bei VW schon vor Jahren praktiziert wurden. In Anlehung an den Schröderschen Ausspruch, es gebe nur „moderne und unmoderne Wirtschaftspolitik“, fällt das Bahn-Konzept durchaus in die zweite Kategorie. Hannes Koch
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