■ Kommentar: Werdet kreativ!
Herr Professor hatte einen Traum: Wie wäre es, fragte der Dekan einer Kunsthochschule, man beschlösse die Auflösung und gründete sich neu! Die Idee ist zwei Jahre alt, und wir hatten uns schon damals gedacht, daß es so schnell nichts würde mit der Vision einer Aussteiger- Hochschule.
Dabei hat der Gedanke etwas Faszinierendes: Daß sich Professoren, Studierende und Verwaltungsleute zusammentun und dem Minister für Kultus den Bettel hinschmeißen: Behüte er weiter seine Vorschriften. Wir kümmern uns derweil um die Erkenntnis. Wir befreien die in staatliche Zwänge eingeklemmte Lehranstalt. Weg mit dem Dienstrecht, das Professoren zu Beamten degradiert. Schluß mit der veralteten Kameralistik, die den Blick aufs Uni-Geld eher verstellt als erhellt. Auch das wie ein Alp auf der Demokratie in der Hochschule lastende Verfassungsgerichtsurteil von '73 bliebe übergangsweise unbeachtet. Nicht die Tatsache, daß alle einschlägigen Vorschriften eingehalten seien, wäre dann Ausdruck von Erfolg – sondern etwas ganz anderes: die Ideen, die den Campus mit den Menschen in Richtung Arbeitsmarkt verließen. Und die Antworten, die aus der neuen Universität kämen, die Fragen zu beantworten, die sich der Gesellschaft stellen.
Derzeit wälzt sich eine Privatisierungswelle durch die verstaubte Hochschullandschaft. Rice, eine der berühmten US- Unis, geht nach Bremen. In Baden-Württemberg ist ein regelrechter Wettlauf zwischen zwei privaten Projekten entstanden. Ohne Zweifel, da wird auch viel Unsinn produziert. Das Geld tritt in Form von Studiengebühren, die wie Zugangssperren wirken, schnell in den Vordergrund. Aber eigentlich, sind wir mal ehrlich, kann man nur froh sein. Ohne die Stachel der Privaten würde sich die Staats-Uni nicht ändern.
Es gilt, dem Wort „privatisieren“ einen Klang zurückzugeben, der ihm abhanden gekommen ist. Privat muß nämlich nicht gleich Geld und Profit heißen. Privat bedeutet zuallererst: Initiative. Und daran ist nichts Schlechtes. Christian Füller
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