Geld für kommunale Umweltprojekte

■ Financial Engineering: Banken finanzieren Maßnahmen des Umweltschutzes in Kommunen

Für Umweltprojekte wie Kompostierungsanlagen, Windparks, Erdwärmekraftwerke, Wasserver- und Wasserentsorgung, aber auch Untergrundbahnen erstellen Banken die Finanzierung und beraten die verschiedenen Projektpartner in finanzieller, rechtlicher und steuerlicher Hinsicht. Für diese umfassende Dienstleistung, Financial Engineering genannt, haben international arbeitende Großbanken eigens Abteilungen mit Spezialisten eingerichtet.

Fast jede Umweltschutzinvestition nutzt eine Fördermöglichkeit, ohne die sie nicht rentabel wäre. Dafür wird eine eigenständige Gesellschaft gegründet. Hersteller der Anlage, Investoren, Träger und Abnehmer des Endproduktes stellen als Mitgesellschafter einen Teil des erforderlichen Eigenkapitals zur Verfügung. Den Rest nimmt die Gesellschaft als Kredit auf. Beim traditionellen Investitionskredit dient die Bonität des Unternehmens als Sicherheit, bei der Projektfinanzierung einzig und allein der Cash-flow, also die prognostizierten Gewinne. Der Kredit erscheint in der Bilanz der Projektgesellschaft, nicht bei den Teilhabern. Gerade für die Kommunen mit hoher Verschuldung ist diese Form der Finanzierung vorteilhaft. Der erhebliche Bedarf an Umweltschutzinvestitionen in den neuen Bundesländern kann trotz schlechter Kreditlage durch die Beteiligung privater Unternehmen gedeckt werden. Aufgaben wie Abfallentsorgung oder Versorgung mit und Entsorgung von Wasser müssen von den Kommunen sichergestellt werden, lassen sich jedoch delegieren, wenn es gelingt, kostengünstiger zu wirtschaften als mit einem rein öffentlichen Träger.

Die Verteilung der Risiken auf die verschiedenen Teilhaber macht das Engagement überschaubar. So tragen die Anlagenhersteller das verfahrenstechnische Risiko, die für den Bau Verantwortlichen das Fertigstellungsrisiko, und der Abnehmer geht – bei festen Lieferverträgen – das Risiko ein, zu einem späteren Zeitpunkt Energie oder Wasser von einem anderen Anbieter günstiger erwerben zu können.

Wesentliche Faktoren sind neben den gesetzlichen Vorgaben die politischen Rahmenbedingungen, die Veränderungen unterliegen wie beispielsweise Wasserpreise oder das Stromeinspeisungsgesetz. Die verbleibenden Risiken werden vom Kapitalgeber getragen. Häufig bleibt nur das Kreditrisiko übrig. Je höher das Risiko für die Kreditgeber, desto höher der Zins. Um das Risiko zu minimieren, sind an großen Kreditvolumina unter Federführung der Lead-Bank weitere Institute beteiligt. Projekte in unterschiedlichen Branchen und Ländern schützen vor größeren Verlusten durch politische Veränderungen in einzelnen Regionen oder Einbrüchen in bestimmten Branchen.

Projektfinanzierung von Umweltschutzanlagen ist ein internationales Geschäft. Während in den USA allerdings institutionelle Anleger große Geldmengen im ethisch-ökologischen Bereich investieren, sind die deutschen Projekte auf Banken und private Anleger angewiesen.

Einen Teil des Kredits plaziert die Bank bei anderen Banken oder bietet ihren Kunden Anlagen im Umweltbereich an. Für Steuerpflichtige sind Sonderabschreibungen bis zu 50 Prozent der Anschaffungskosten für bestimmte Investitionen in den neuen Bundesländern möglich. Für Privatanleger und institutionelle Investoren ist es dadurch interessant, sich an der Finanzierung von Umweltschutzprojekten mit Eigenkapital zu beteiligen. Bei hohem Einkommen mit Spitzensteuersatz können Anleger, die steuerlich als Mitunternehmer gelten, zusätzliche Verlustzuweisungen aus den Anlaufkosten erzielen. Dadurch entstehen marktfähige Renditen, und mancher besserverdienende Kunde einer deutschen Großbank hat neben einer Beteiligung an einem Schiff oder Flugzeug auch Anteile an einem Windkraft- oder einem Erdwärmekraftwerk, da sich die Investition durch die angemessene Rendite und durch erhebliche Steuerrückzahlungen mit anderen Anlagen vergleichen läßt.

Ökologisches Engagement ist hier weniger gefragt. Ökologie als Geldanlage läßt sich noch nicht beim breiten Publikum vermarkten. Die Angebote richten sich an gutverdienende Anwälte, Ärzte oder Selbständige. Die Banken setzen in den Verkaufsprospekten nicht auf Ökologie, sondern auf zukunftsweisende Technologie.

Die Verlustzuweisung wird im Rahmen einer ökologischen Steuerreform heftig diskutiert. Derzeit können Spitzenverdiener ihre gesamte Steuerlast in Geldanlagen wandeln – bei mittleren und kleinen Einkommen ist die Steuerersparnis gering. Wünschenswert ist eine Reform, die auch Geringverdienern steuermindernde ökologische Geldanlagen ermöglicht. Gérard Mayer

Der Autor ist Mitinhaber von Future Invest – Ökologische Vermögensberatung Berlin, Tel. (030) 21475220