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Binnenland und Waterkant

■ Windkraftprojekte bieten attraktive Anlagemöglichkeiten. Seriöse Fonds versprechen acht bis zehn Prozent Rendite. Die meisten der deutschen Windkraftwerke sind über Fonds finanziert

Wer nur wenige tausend Mark anzulegen hat, ist oft ratlos. Vor allem kleinen Anlegern und Neueinsteigern ist unklar, was sie am besten mit ihrem Kapital anfangen. Es soll schließlich schnell Geld bringen, jedoch im Notfall auch rasch verfügbar sein. Der erste Weg führt meist zum Investmentfonds, der einige Vorteile verspricht: Der Anleger erwirbt Anteile an einem großen Vermögen. Das Risiko wird auf die verschiedenen Anteilseigner verteilt und bleibt überschaubar. Allerdings gilt dasselbe auch für den Gewinn. Die Verteilung auf verschiedene Anlageobjekte senkt zudem nochmals das Risiko für den Einzelanleger: Ein Verlust bei dem einen Papier wird von den anderen ausgeglichen. Wichtig jedoch vor allem: Sie können professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Der Fonds wird von einer Bank oder einer Investmentgesellschaft betreut.

Zunehmend wollen Anleger jedoch nicht allein Geld verdienen, sondern auch wissen, auf welche Weise dies geschieht. Investmentfonds, in denen das angelegte Kapital auf Aktien, Rentenpapiere oder Immobilien verteilt wird, um den Ertrag groß und das Risiko klein zu halten, haben den Nachteil, daß oft gerade die ethisch anstößigen Firmen die höchsten Erträge bringen: Öl, Chemie und Rüstung sind Branchen, deren Aktivitäten nicht von allen Anlegern gutgeheißen werden. Eine Alternative dazu bieten Öko- oder Ethikfonds. Aber auch hier entspricht das Angebot nicht immer den Erwartungen. Entweder stimmt der Ertrag nicht, oder die Anlageobjekte sind doch nicht so sauber wie versprochen.

Wie aber die Vorteile von Investmentfonds mit vertretbaren Investitionen verbinden? Hier bieten die geschlossenen Fonds vieler Windkraftplaner eine attraktive Alternative. Zwischen acht und zehn Prozent immerhin versprechen seriöse Fonds, freilich erst seit kurzem. Denn auf dem Kapitalmarkt sind Angebote, in denen es um Beteiligungen bei Projekten aus dem Bereich erneuerbare Energien geht, relativ neu – und dennoch höchst erfolgreich. Die 5.500 Windkraftwerke mit einer Gesamtleistung von rund 2.500 Megawatt, die Mitte 1998 in Deutschland installiert waren, sind zum großen Teil über Fonds von Privatanlegern finanziert. Und das nicht nur an der Küste, wo der Wind besonders fleißig weht, sondern auch im Binnenland. Der erste Vorteil für die Investoren: Die Wege zum Anlageobjekt sind kurz. Das Windkraftwerk, an dem sich der Anleger beteiligt, steht oft ganz in der Nähe. Die Verwalter, die im Auftrag der Anleger das Kraftwerk betreuen, sind den Anlegern oft persönlich bekannt und nicht in einem kaum überschaubaren Bankendschungel oder einer anonymen Investmentgesellschaft versteckt. Der Investor kann also mit seinen eigenen Augen sehen, was mit seinem Geld geschieht. Und er kann mitentscheiden. Denn in der Regel erwirbt er mit seiner Investition Sitz und Stimme in der Gesellschafterversammlung, die über alle relevanten Entscheidungen berät und abstimmt.

Der besondere Clou an einer solchen Investition: Da die durchweg mittelständische Branche auf besonders große Publikumsnähe setzt, bieten die Planer vor allem Anrainern und Investoren der Region die Möglichkeit, auch kleine Beträge – meist ab 5.000 oder 10.000 Mark – zu investieren. Beträge also, die auch für einen Durchschnittshaushalt noch im Rahmen des Denkbaren liegen. Aus dem Windpark oder dem Windkraftwerk wird auf diese Weise ein Bürgerprojekt, denn sie gehören dann nicht irgendeiner Gesellschaft, sondern bestenfalls den Ortsbewohnern. Dies führt zu hoher Akzeptanz der Windenergienutzung.

Einen weiteren Vorteil beispielsweise gegenüber Immobilien- oder Schiffsfonds haben Windkraftfonds durch die gegenwärtige energiepolitische Situation. Der Ausbau erneuerbarer Energiequellen ist von vielen gewollt. Ressourcen- und Schadstoffprobleme bei den konventionellen Energieerzeugern, aber auch das Ziel, die CO2-Emissionen in wenigen Jahren radikal zu senken, lassen auch für die Zukunft für die Branche starken politischen Rückenwind erwarten. Die Einwände großer Stromversorger und zweifelhafter „Umweltschutzverbände“ konterkarieren diese Ziele mit solch fadenscheinigen Argumenten, daß ihnen letztlich kaum Bedeutung beigemessen wird.

Die für Investoren bedeutendsten Konsequenzen dieser parteiübergreifenden Willenserklärung sind das Stromeinspeisungsgesetz und die Möglichkeiten der Investitionsförderung durch staatliche Zuschüsse sowie zinsgünstige Darlehen. Vor allem die Einspeisevergütung und die Verpflichtung der Netzbetreiber, den Windstrom in jedem Fall abnehmen zu müssen, sorgen für sichere Einnahmen. 90 Prozent der Durchschnittserlöse müssen die Netzbetreiber an die Windmüller ausschütten. 16,79 Pfennig pro Kilowattstunde sind das im Jahr 1998, in nächsten Jahr werden es 16,52 Pfennig sein. Vorausgesetzt, der Wind weht. Aber das ist statistisch gesehen immer der Fall. Walter Delabar

Der Autor ist Mitarbeiter der Firma Umweltkontor. Kontakt: Tel. (02433) 97 01 31.

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