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Der Markt ist in Bewegung

■ Wer seine Photovoltaik-Anlage versichern lassen will, sollte zuvor ausgiebig die Konditionen vergleichen. Durch radikale Prämiensenkungen will die expandierende Branche neue Kunden gewinnen. Im Zweifelsfall ist e

Gleich drei Versicherungsunternehmen bieten inzwischen ihre Dienste für Solaranlagenbesitzer an: Das Versicherungsbüro für Umweltprojekte in Quickborn, die Mannheimer Versicherung AG und die genossenschaftlich organisierten rund 50 „Fairsicherungsläden“. Bundesweit als erster hatte sich vor rund drei Jahren der Fairsicherungsladen in Münster um ein auf Solarstromanlagen zugeschnittenes Versicherungskonzept bemüht. In Zusammenarbeit mit Fairkonzept Aachen wurde dann eine Richtlinie für alle im Verbund der Fairsicherungsläden zusammengeschlossenen Büros ausgearbeitet. Ob diese die Photovoltaikversicherung ins Programm aufnehmen, bleibt aber jedem Mitgliedsbüro selbst überlassen. Das Fairsicherungsbüro Frank Preuß in Braunschweig beispielsweise bietet den Service nur für Kunden der Solarfirma „sunlive“ aus Starzach. Die Münsteraner haben sich Mitte des Jahre mit der Bremer Securitas Versicherung zusammengetan, um durch „radikale Prämiensenkung“ neue Kunden zu gewinnen. Statt wie bisher fünf Promille des Anlagenwertes müssen für die gleichen Versicherungsleistungen seit Juli nur noch 2,3 Promille gezahlt werden, die Selbstbeteiligung wurde von 500 auf 300 Mark gesenkt. Abgedeckt sind „plötzliche und unvorhersehbare Schäden“ wie sie durch Naturgewalten, aber auch Konstruktions-, Material- und Ausführungsfehler verursacht werden können. Sollte sich der Schaden nicht innerhalb von zwei Tagen beheben lassen, bietet der Fairsicherungsladen Münster zusätzlich für den Ertragsausfall 20 bis 60 Mark pro Tag. Diese Konditionen können bei den anderen Fairsicherungsläden durchaus abweichen: Das Fairsicherungsbüro Frank Preuß bietet für die Abdeckung in etwa der gleichen Schäden sunlive-Kunden eine Police zu sieben Promille des Anlagenwertes bei einem Selbstbehalt von 500 Mark und Ausfallgeld von 30 Mark je Tag. Den Versicherungsschutz übernimmt die AMPAS, ein Tochterunternehmen der Aachener und Münchener Versicherungs AG. Hinzu kommen jeweils noch 15 Prozent Versicherungssteuer.

Das Versicherungsbüro für Umweltprojekte bietet in etwa den gleichen Leistungsumfang für 6,5 Promille des Anlagenwertes. Die Versicherungssteuer ist hierin schon enthalten. Die Ausfallpauschale im Falle eines Anlagenstillstands beträgt aber nur drei Mark pro Tag. Der Selbstbehalt wurde inzwischen von 500 auf 250 Mark gesenkt. Versichert wird über die Württembergische Versicherung.

Ganz neu im Geschäft ist die Mannheimer Versicherung. Der Solar-Tarif richtet sich nach dem Montageort – unterschieden wird beispielsweise, ob die Anlage auf einem Dach oder dem Boden installiert wurde – und der Gesamtversicherungssumme. Liegt diese über 50.000 Mark, sinken die Prämien auf bis zu 3,5 Promille. Am teuersten sind Bodenanlagen: „Die werden besonders gern geklaut“, argumentiert Ronald Ponisch, Abteilungsleiter Technische Versicherung. Der Selbstbehalt liegt hier je nach Gesamtversicherungssumme zwischen null und 500 Mark. Eine Betriebsunterbrechungsversicherung muß separat abgeschlossen werden.

Fazit: Der Markt für die Versicherung von Solaranlagen ist in Bewegung. Die ersten Versicherungsunternehmen haben ihre Erfahrungen mit Solaranlagen gemacht, und die sind gut. „Die Schäden sind gering“, bestätigt Josef Wiechers vom Fairsicherungsladen Münster. Das führt zu sinkenden Prämien und neuen Anbietern, die auf den Markt drängen und die Preise drücken. Ein genauer Vergleich lohnt sich also auf jeden Fall. Im Zweifel sollte man einen Fachmann hinzuziehen, denn der Teufel steckt gelegentlich im Detail: Die Nippon-Versicherung tat sich beispielsweise bei der Haftung für Schäden durch Erdbeben schwer. Anne Kreutzmann

Das Fachmagazin „Photon“ bringt in seiner Ausgabe November-Dezember eine komplette Marktübersicht aller Solarversicherungen. Das Heft ist ab Mitte November im Bahnhofsbuchhandel erhältlich oder direkt beim Solar Verlag, Wilhelmstr. 34, 52070 Aachen, Fax (0241) 47055-9.

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